Vielleicht ist die Außenalster schon übernächstes Wochenende zugefroren. Aber die Behörde warnt vor dem Betreten des Eises.
Hamburg. Es könnte ein richtig schöner Schlittschuhwinter werden: "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Außenalster komplett zufriert, liegt bei 60 Prozent", sagt Frank Böttcher, Leiter des Instituts für Klima- und Wetterkommunikation in Hamburg. So groß war die Möglichkeit, dass es wieder ein Alstereisvergnügen geben kann, schon lange nicht mehr. Wichtig ist jetzt, dass die frostigen Temperaturen anhalten. "Mit etwas Glück ist die Alster vielleicht schon übernächstes Wochenende zugefroren", meint Böttcher.
Noch aber trägt die dünne Eisschicht nicht. Zwei bis vier Zentimeter dick ist das Eis auf der Außenalster zurzeit, teilweise auch noch dünner. Aber die Eisschicht wird stetig dicker: "Bei minus zehn Grad in der Nacht wächst die Eisschicht um einen Zentimeter", so Wetterexperte Böttcher. Es fehlt nicht mehr viel: Vergangene Nacht war es in Hamburg immerhin schon minus acht Grad.
Eine nördliche Strömung mit skandinavischer Kaltluft bringt in diesen Tagen Norddeutschland die niedrigen Temperaturen. In den kommenden Nächten soll es minus fünf bis minus zehn Grad kalt werden. Böttcher: "Der Trend für ein Alstereisvergnügen sieht gut aus."
Dafür muss es 14 Tage lang Tag und Nacht mindestens minus fünf Grad kalt sein. Erst dann prüft die Umweltbehörde das Eis auf der Alster. An 50 Stellen entnehmen Behördenmitarbeiter Probebohrungen, "und erst, wenn das Eis überall 20 Zentimeter dick ist und es keine Lufteinschlüsse gibt, kann jeder das Eis auf eigene Gefahr betreten", sagt Volker Dumann, Pressesprecher der zuständigen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Noch warnt er vor dem Betreten des Eises: "Wer jetzt auf das Eis geht, schwebt in Lebensgefahr." Das gilt nicht nur für die Außenalster: "Die Eisdecke auf den Hamburger Gewässern ist dünn und brüchig."
Aber kann die Alster überhaupt zufrieren, wenn die Alsterdampfer die dünne Eisschicht ständig aufbrechen? "Die Schiffe fahren die gerade zugefrorene Eisdecke immer wieder auf", sagt Heiko Knoblauch, Gastronom beim Ruderclub Germania. "Die fahren immer schön weiter ihre Kreise und machen ihre Eisfahrten für eine Handvoll Touristen." Die Alster Touristik GmbH bringe Hamburg auf diese Weise um eine zusätzliche Attraktion. Knobloch: "Wie viele andere Hamburger auch, fordere ich die ATG auf, den Verkehr einzustellen, damit die Alster eine Chance hat zuzufrieren. Schließlich haben wir in diesem Winter eine berechtigte Chance auf ein Alstereisvergnügen."
Auch Wetterexperte Böttcher sagt: "Die Fahrrinne friert langsamer zu, solange die Schiffe fahren." In Amsterdam hat die Stadt aus diesem Grund auf den schönsten Kanälen ein Fahrverbot für sämtliche Schiffe verhängt. Damit das Eis bald dick genug für ein Wintervergnügen sein kann.
Doch die Umweltbehörde in Hamburg hält ein Fahrverbot auf der Alster für unnötig: "Dass Schiffe fahren, hat mit dem Eiswachstum nichts zu tun. Außerdem frieren Grachten und Fleete ohnehin schneller zu als die tiefere Alster mit ihren Strömungen", so Volker Dumann. Allerdings: An der Fahrrinne der Schiffe bilde sich Schelfeis, das hubbelig ist und sich nicht so gut zum Schlittschuhfahren eignet. Der "Alsterschwan" der ATG, der im Winter viermal täglich mit Punschfahrten auf der Alster unterwegs ist, fährt bis zu einer Eisdicke von zehn Zentimetern, ehe die ATG den Verkehr einstellt. Dumann: "Das heißt, dass die Schifffahrt längst eingestellt ist, ehe die Eisschicht 20 Zentimeter dick ist." Das Eis habe also genügend Zeit, noch dicker zu werden.
Stefan Mager, Betriebsleiter bei der ATG: "Wir versuchen, so lange mit unseren Schiffen zu fahren, wie es die Eisschicht zulässt." Irgendwann blieben die Schiffe dann im Eis stecken. Er gibt zu: "Wenn wir nicht ständig fahren würden, würde die Eisdecke gleich geschlossen sein. Aber dann laufen gleich alle Leute auf die Fläche und brechen ein." Der Schiffsverkehr diene somit auch der Sicherheit: "Wenn jemand in das dünne Eis bricht, bekommen es wenigstens die Schiffskapitäne mit und können Hilfe holen", sagt Volker Dumann. Stefan Mager von der ATG stellt klar, dass sein Unternehmen nicht absichtlich eine zugefrorene Alster verhindern will: "Wir wollen das nicht und können das auch nicht. Ich bin der Erste, der auf die Alster geht, wenn es die Eisdecke zulässt."
Doch noch ist es nicht so weit. Übrigens überprüft die Umweltbehörde lediglich die Eisdecke der Alster. Für alle anderen Wasserflächen Hamburgs wie die Außenmühle in Harburg, den Eichbaumsee in Bergedorf, den Stadtparksee oder den Weiher in Eimsbüttel seien die Bezirke zuständig. Peter Hansen, Pressesprecher des Bezirks Nord: "Wer aufs Eis will, sollte die Rundfunkmeldungen von Feuerwehr und Polizei verfolgen oder bei den Tiefbauämtern der Bezirke nachfragen."