Das Traditionsgeschäft Wohlers ist gerettet. Der Buchladen kann an der Langen Reihe bleiben. Die neue Fläche ist aber deutlich kleiner.
St. Georg. Es ist ein frühes Weihnachtsgeschenk für Buchhändler Jürgen Wohlers: Er darf mit seiner Traditionsbuchhandlung an der Langen Reihe bleiben. Weil Vermieter Frank Jendrusch die Miete drastisch erhöhte, hatte zum Jahresende das Aus gedroht. Nun wird die Buchhandlung Wohlers, seit fast acht Jahrzehnten in St. Georg ansässig, in einem Eckladen an der Langen Reihe 38 eine neue Bleibe finden.
Noch verkauft dort Sterneköchin Anna Sgroi Weine und Pastasaucen, doch demnächst zieht sie mit ihrem Restaurant nach Pöseldorf. Neuer Vermieter von Wohlers wird Karl-Heinz Ramke, der in St. Georg wohnt und mehrere Immobilien besitzt. Darüber hinaus engagiert er sich sozial im Stadtteil, unterstützt den Laternenumzug, spendiert dem Kinderhort ein neues Kupferdach - und verlangt nach eigener Aussage "auch mal weniger Miete". "Als Grundeigentümer ist man verpflichtet, mit Augenmaß zu handeln", so Ramke. Die jetzige Lösung sei als "Plan B" schon länger für den Fall vorgesehen gewesen, dass die Verhandlungen über den alten Standort scheitern.
"Es ist schön für St. Georg, dass wir mit Herrn Ramke einen Vermieter haben, der erkennt, wie wichtig ein guter Einzelhandelsmix für die Lange Reihe ist", sagt Helmut Voigtland vom Bürgerverein. Er war ebenso in die Rettung der Buchhandlung involviert wie der Schweizer Hotelier Felix Schlatter. Dieser betreibt an der Gurlittstraße das Hotel Wedina, wollte die Buchhandlung ursprünglich selbst von Jendrusch mieten und an Wohlers untervermieten. Diesen Plan ließ Jendrusch jedoch platzen. Sein Vorwurf: Schlatter sei "indiskret" gegenüber den Medien gewesen.
"Ich bin dankbar und erleichtert, dass ich an der Langen Reihe bleiben darf", sagt Buchhändler Jürgen Wohlers. Einziger Wermutstropfen: Der neue Laden sei kleiner als der alte, besonders sein antiquarisches Angebot müsse er stark reduzieren. Auch diesbezüglich arbeiten Ramke, Voigtland und Schlatter an einer Lösung. Denkbar ist, dass Hotelier Schlatter Wohlers eine Lagerfläche zur Verfügung stellt.
Neben Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD), der einen runden Tisch mit den Grundeigentümern der Langen Reihe initiiert hatte, rief die Sorge vor einer Gentrifizierung auch viele Bewohner auf den Plan: Hunderte protestierten gegen Mietwucher. An Äußerungen Jendruschs, die Proteste gegen ihn trügen "antisemitische" Züge, übten jüdische Schauspieler um Dominique Horwitz scharfe Kritik.