Die Reederei Deilmann will größeren Luxus, mehr Gäste und dementiert Stornierungswelle wegen Rauswurf des Kapitäns Jungblut.
Hamburg. Sonnenschein und heile Welt: Dafür steht die ZDF-Serie "Traumschiff", die seit 1999 auf dem Kreuzfahrer MS "Deutschland" gedreht wird. Doch in den vergangenen Wochen und Monaten war davon wenig zu spüren: Die MS "Deutschland" der Reederei Peter Deilmann fiel eher mit negativen Schlagzeilen in den Medien auf. Erst sorgte die geplante Ausflaggung für Ärger bei Besatzung und Bundesregierung, dann gab es Streit um zerstörtes Inventar nach den Olympia-Feierlichkeiten auf dem Schiff, und zuletzt trennte sich die Reederei im Oktober wegen "wiederholter Illoyalität" von ihrem Kapitän, Andreas Jungblut, der sich jetzt vor Gericht gegen seinen Rauswurf wehren will.
Es ist also an der Zeit, wieder für gute Stimmung zu sorgen. Gestern ging die Reederei, die seit 2010 der Münchner Aurelius Gruppe gehört, in die Offensive und stellte ihr neues Zukunftskonzept vor, die "Kurs-voraus-Strategie", wie sie die Reederei nennt. Von "Stornowellen" der Passagiere, die sich angeblich aus Ärger über den Rauswurf von Jungblut wieder von ihrer Reise abmeldeten, ist dabei allerdings nicht die Rede. Geschäftsführer Konstantin Bissias sagte dem Abendblatt: "Es ist definitiv nicht richtig, dass es aufgrund der Kündigung von Andreas Jungblut zu vielen Reisestornierungen gekommen ist. Es waren genau sechs." Es gebe sogar weniger Stornierungen als im Vorjahr. Die Resonanz auf dem Markt wäre derzeit gut.
"Seit Anfang des Jahres 2012 konnte die Auslastung der ,Deutschland' um rund 25 Prozentpunkte gesteigert werden. Auch das laufende Quartal und der Blick in das Geschäftsjahr 2013 zeigen eine sehr erfreuliche Auslastungsentwicklung", so Bissias. Das Orderbuch sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über 30 Prozent höher, so Bissias. "Im Verhältnis zu den budgetierten Umsätzen ist dieser Buchungsstand eine sehr komfortable Ausgangssituation für das kommende Geschäftsjahr." Die Wogen scheinen sich nach den Streitigkeiten um die Ausflaggung also wieder geglättet zu haben. Die Besatzung des Kreuzfahrtschiffs habe inzwischen erstmals einen Betriebsrat gewählt, wie die Gewerkschaft Ver.di mitteilte. Damit reagiere die Crew auf die aus ihrer Sicht mangelhafte Informationspolitik der Reederei im Zusammenhang mit den Ausflaggungsplänen, so Ver.di. Bissias betonte gestern, dass eine Ausflaggung oder ein Verkauf endgültig vom Tisch sei: "Die MS ,Deutschland' bleibt deutsch. Es gibt auch keine Pläne, sie an koreanische Interessenten zu verkaufen. Diese Gerüchte sind nicht richtig." Im kommenden Jahr plant die Aurelius Gruppe ein Investitions- und Wachstumsprogramm für das Kreuzfahrtschiff: Das Grandhotel- und Servicekonzept soll weiter ausgebaut werden und die Kabinen im Stockwerk 7 und 9 sollen künftig kleine Balkone bekommen. Auf Deck 9 soll noch ein weiteres Restaurant entstehen.
Auch das ZDF bleibt der Reederei treu: Gerade hat der Sender den Vertrag bis Ende 2017 verlängert. Bereits im Januar des kommenden Jahres sollen die nächsten Dreharbeiten beginnen. Für das ZDF sei die "Deutschland" nach wie vor, "der perfekte Drehort" für die Serie "Das Traumschiff", hieß es. "Was wir uns vor vielen Jahren mit dem früheren Reeder Peter Deilmann ausgedacht haben, funktioniert auch noch heute und in der Zukunft", sagte Produzent Wolfgang Rademann bei der Verlängerung des Vertrags.
Wie die Reederei gestern bekannt gab, prüfe sie derzeit auch einen Flottenausbau mit einem weiteren Hochseeschiff. "Es gibt einige sehr interessante sogenannte Bare-Boat-Chartermöglichkeiten, die für eine Kapazitätserweiterung gut geeignet wären", sagte Bissias. Das sei aber eine langfristige Überlegung. Auch der Ausbau zusätzlicher Geschäftsbereiche, wie Themenreisen oder das Veranstalter-Charter-Geschäft, sei geplant.
In Österreich und der Schweiz wolle Deilmann weiter wachsen, besonders im Luxussegment soll die Kundenbasis ausgebaut werden. "Die große Stärke der ,Deutschland' liegt in ihrer Fähigkeit, Menschen zu faszinieren", sagte Bissias. Bereits jetzt habe die Reederei einen Stammgästeanteil von mehr als 60 Prozent. "Die Beziehung zu unseren Stammgästen vor, während und nach der Reise soll durch weitere Serviceangebote, persönliche Betreuung und echte Herzlichkeit weiter intensiviert werden", so Bissias.