Der Betonklotz des Bildungszentrums wird abgerissen. Die teuerste Projekt seit der Großsiedlung soll die Zukunft des Standorts sichern.
Hamburg. Es ist die größte Investition in den Stadtteil, seit die Großsiedlung Steilshoop in den 60er- und 70er-Jahren gebaut wurde: Die Schulbehörde will in der Mitte des Quartiers für 26,9 Millionen Euro zwei neue Schulen und ein Stadtteilzentrum errichten. Der hässliche Betonklotz des Bildungszentrums, das bis 2010 unter anderem die Gesamtschule Steilshoop beherbergte, soll bis auf den Bereich der Aula abgerissen werden.
"An einer zentralen Stelle des Stadtteils soll ein Hingucker entstehen", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) bei der Vorstellung der Pläne. "Wir wollen auf keinen Fall die Fehler der Vergangenheit wiederholen und alle Schul-, Bildungs- und Freizeitangebote in einem riesengroßen, unübersichtlichen Gebäudekomplex zusammenfassen." Kleinteiligkeit ist in der Großsiedlung angesagt.
Mit dem Neubauvorhaben will die Behörde zugleich die prekäre Schullage des Stadtteils lösen, der derzeit über keine lebensfähige weiterführende Schule verfügt. Die Schule Am See im Norden ist eine Grundschule. Die Stadtteilschule am Standort hatte für das laufende Schuljahr nur noch 17 Anmeldungen für die fünfte Klasse, im Jahr zuvor waren es 35 und 2010 noch 55 Kinder gewesen. Zur dauerhaften Sicherung des Standorts wären mindestens 66 Anmeldungen pro Jahrgang erforderlich.
Der Behördenplan sieht vor, dass die Grundschule Am See an den neuen Standort verlagert wird. Dort soll außerdem ein attraktiver Neubau einer Stadtteilschule entstehen, der dieser Schulform dauerhaften Zulauf in Steilshoop sichern soll. Außerdem ist der Neubau eines Stadtteilzentrums geplant, der die sozialen Einrichtungen aufnimmt, die auch im jetzigen Betonklotz untergebracht sind: unter anderem eine Elternschule, die Beratungsstelle Rebus, Haus der Jugend, der Beschäftigungsträger Alraune, Mütterberatung und die Volkshochschule. Die nahe gelegene Kindertagesstätte soll unverändert erhalten bleiben.
"Ich bin beeindruckt. Mit solch einem Ergebnis habe ich nicht gerechnet", sagte Ute Mordhorst, bis zum Sommer engagierte Elternratsvorsitzende der Schule Am See. Zwar sei es schade, dass der Schulstandort am Rande Steilshoops aufgegeben werden müsse. "Ich bin aber der Meinung, dass wir mit diesem Kompromiss sehr gut leben können", sagte Mordhorst.
"Wir bekommen die Schule, die wir immer haben wollten", sagte die frühere Elternratsvorsitzende. Denn die Schulbehörde will Schulleiter, Lehrer und Eltern der Schule Am See an den Planungen beteiligen. "Wir wollen, dass sich die Schule mit ihrem Profil einbringt", sagte Norbert Rosenboom, Leiter des Amts für Schule. In der Schule Am See gibt es wenig Frontalunterricht, dafür arbeiten die Schüler in unterschiedlichen Lerngruppen, in denen sie individuell gefördert werden sollen. Wichtig ist auch in gewissem Rahmen eigenverantwortliches Arbeiten. So können die Kinder unter pädagogischer Aufsicht wählen, ob sie an einem Tag lieber Deutsch, Mathematik oder Englisch lernen wollen.
Wie diese pädagogischen Prinzipien Eingang in die Architektur finden können, wird die Aufgabe der kommenden Monate sein. Anhand der pädagogischen Vorgaben soll dann ein Architektenwettbewerb ins Leben gerufen werden. In der Jury, die den besten Entwurf auswählt, sollen Vertreter des Stadtteils und der Schule sitzen.
"Wenn alles glattläuft, dann könnte das Ergebnis des Wettbewerbs in neun Monaten vorliegen, sodass die Baumaßnahmen noch 2013 beginnen können", sagte Rabe. Vorgesehen ist zunächst der Abriss des alten Betonbaus. Die Schule Am See wird so lange in Betrieb bleiben, bis der Neubau bezugsfertig ist. Rabe hofft, dass alle Neubaumaßnahmen bis zum Beginn des Schuljahres 2015/16 abgeschlossen sind, sodass die Grund- und Stadtteilschule, die als Langform geplant wird, dann ihren Betrieb aufnehmen kann.
Finanziert wird die Neugestaltung der Steilshooper Mitte durch Flächenverkauf. Die Schulbehörde kalkuliert, dass von den 18 800 Quadratmetern, die das Bildungszentrum jetzt umfasst, künftig nur noch 7500 bis 8000 Quadratmeter benötigt werden. Der Rest soll zur städtebaulichen Entwicklung genutzt werden - also etwa für Wohnungsbau zur Verfügung stehen. Noch attraktiver ist das Gelände der Schule Am See, das auch verkauft werden soll.
Die derzeit noch im Bildungszentrum untergebrachte Berufsschule H 20 wird an einen neuen Standort ziehen. Für die zweite Steilshooper Grundschule am Edwin-Scharff-Ring ändert sich nichts. "Der Schulentwicklungsplan sieht für Steilshoop sieben Grundschulzüge vor. Die können wir nach jetzigem Stand gut füllen", sagte Rabe.
Rechtzeitig vor Eröffnung will Rabe einen Namenswettbewerb starten. Denn eines ist klar: Der Name Schule Am See passt dann nicht mehr.