New York will die legendäre “Peking“ der Reederei Laeisz loswerden. Hansestadt zeigt Interesse, aber die Restaurierung wird teuer.
Hamburg. Das Schiff gilt als eine Hamburger Legende. Seit fast 40 Jahren liegt die Viermastbark "Peking" an einem Museumspier in New York. Und seit etwa 40 Jahren gibt es immer wieder Bestrebungen von Hamburgern, den Windjammer als Museumsschiff an die Elbe zu holen. Jetzt besteht eine reale Möglichkeit dafür. Das South Street Seaport Museum ist in Finanznot geraten, musste sogar kurzfristig schließen und hatte alle seine Schiffsoldtimer eingemottet.
Seit einigen Monaten gibt es dort nun ein neues Management - aber keinen Platz für einen so großen Windjammer, und vor allem kein Geld mehr für dringend benötigte Reparaturen an der "Peking". Das Schiff soll nun an Hamburg verschenkt werden, berichten New Yorker Zeitungen. Dorthin, wo die "Peking" 1911 bei Blohm + Voss vom Stapel gelaufen war.
Eine ehrenamtliche Crew hat bereits tonnenweise Ausrüstung und Schrott aus dem Rumpf geholt, damit der Segler transportfähig ist. Im Mai schon sollte die immerhin 115 Meter lange "Peking" mit einem Schwergutschiff die Reise zurück über den Atlantik antreten, so die Idee der New Yorker.
Doch noch gestaltet sich die Schenkung schwierig: Nach Abendblatt-Information hat sich eine Hamburger Delegation unter Beteiligung der Stiftung Hamburg Maritim vor Ort den Stahlrumpf bereits genau angesehen und Experten von Blohm + Voss und dem "Schiffs-TÜV", dem Germanischen Lloyd, dazu eingeschaltet. Für etliche Zehntausend Euro kam das Schiff dann sogar ins Dock und offenbarte einen üblen Zustand: "Papierdünn" sei der Stahl an manchen Stellen, weil er während der New Yorker Zeit nie aus dem Wasser gekommen sei.
Ein Millionenbetrag wäre fällig, um erste grobe Reparaturen vornehmen zu können. Ein zweistelliger Millionenbetrag müsste vermutlich noch einmal in die Restaurierung investiert werden. Abgesehen von der hohen Unterhaltskosten, die ein solcher historischer Segler erfordert, der noch einmal fast 20 Meter länger ist als der Museums-Windjammer "Rickmer Rickmers", den Hamburg bereits hat.
Noch fehlt für die Finanzierung offenbar ein tragfähiges Konzept. Und auch mögliche Sponsoren, die immer wieder ins Gespräch gebracht werden, halten sich bedeckt. So wie etwa die Reederei F. Laeisz, zur deren legendärer Flying-P-Liner-Flotte die "Peking" einst gehörte. "Wir würden uns engagieren", sagt Reedereichef Niko Schües. Allerdings müsste geklärt sein, wie das Schiff heil nach Hamburg kommt, wie ein Finanzierungskonzept aussieht und wie ein wirtschaftlicher Betrieb gesichert werden könnte. "Und davon sind wir derzeit noch weit entfernt."
Auch Professor Peter Tamm, Gründer des Internationalen Maritimen Museums in Hamburg, ist skeptisch gegenüber einer möglichen Rückholaktion. "Das Thema ist ja nicht neu, und ich glaube, dass die ,Peking' die Überfahrt nicht durchhalten wird."
Allerdings gilt die "Peking" als besonderes Schiff für Hamburg. Die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete und promovierte Schiffshistorikern Melanie Leonhard, die selbst für das Museumsschiff "Rickmer Rickmers" arbeitet, hatte sich die "Peking" privat noch im März angesehen und berichtet ebenfalls von schweren Schäden: Für Hamburg habe die "Peking" aber auch eine ganz besondere Bedeutung, sagt sie. Nicht nur weil sie für eine Hamburger Reederei gefahren ist und bei einer Hamburger Werft gebaut worden war. Noch in der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg sei Hamburg ein bedeutender Segelschiffhafen gewesen, als andere Häfen schon längst von Dampfschiffen dominiert wurden, sagt die Historikerin. So wurde die "Peking" vor allem als Frachtschiff gebaut, das Massengüter zwischen Europa und Chile transportierte und damit auch um Kap Hoorn segeln musste.
Sie gehörte damit zu den legendären Flying-P-Linern der Hamburger Reederei. Diese Schiffe galten trotz der extremen Seebedingungen vor der Südspitze Amerikas als besonders sicher und schnell. Erst 1926 lief mit der "Padua" der letzte dieser legendären Hamburger Windjammer vom Stapel. Sie ist heute als russisches Segelschulschiff "Krusenstern" oft Gast im Hamburger Hafen. Erhalten sind auch noch die P-Liner "Passat" in Travemünde sowie die frühere "Pommern" in Finnland. Und eben die "Peking".
Der Viermaster war 1932 zunächst nach England verkauft worden, um ihn als Schulschiff zu nutzen. Später wurde das Schiff Marine-Unterkunft. 1974 schließlich wurde die "Peking" versteigert und schließlich von London nach New York geschleppt, wo das Rigg mit seinen gelben Masten originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Und wo auch wieder der Name des alten Heimhafens auf Heck gemalt wurde.
Wenn die "Peking" nun einen Sponsor fände, der sie dorthin zurückholt, sieht Schiffshistorikerin Leonhard keine Gefahr für andere Museumsschiffe: "Das wäre keine Konkurrenz, sondern eine Bereicherung."