Auch beim neunten Besuch in Hamburg waren Zehntausende Sehleute zum Hafen gekommen, um das längste Passagierschiff der Welt zu bestaunen.

Sie kam im frühen Morgendunst: Majestätisch wie bei allen ihren Besuchen gleitet die "Queen Mary 2" gestern früh gegen 3 Uhr mit dem Hochwasser zum Kreuzfahrtterminal. Rund 150 hartgesottene Fans verfolgen das Anlegemanöver: Später kommen immer mehr zum Terminal, und schon am Mittag wandern ganze Menschentrauben durch die HafenCity, um das längste Passagierschiff der Welt zu sehen. Obwohl es mittlerweile laut Cunard-Reederei der immerhin neunte Besuch des Luxusliners ist, finden sich zum kleinen "Queen Mary"-Volksfest am Kreuzfahrtcenter wieder Zehntausende ein.

Für die meisten bleibt es bei dem Blick aus der Würstchenbuden-Perspektive. Andere kommen dem legendären Schiff sehr nahe. So wie Katrin (45) und Dieter Weiskircher (50) aus Lübeck. Sie gehören zu den Besuchergruppen, die von der Cunard-Reederei zu einer Art Sightseeing-Tour durch das Schiff eingeladen wurden. 2004, bei dem ersten Hamburg-Besuch, waren sie wegen der "Queen" schon einmal nach Hamburg gekommen. "Nur um es einmal zu sehen - dass wir es jetzt von innen erleben können, ist schon etwas Besonderes", freut sich Weiskircher. Doch gleich bei den Security-Toren die erste Überraschung: Die Weiskircher müssen wie alle Besucher schriftlich versichern, dass sie zurzeit keine Durchfallprobleme haben. Die Angst vor dem Nanovirus ist auf Kreuzfahrtschiffen eben groß, erklärt Birgit Protzen.

Die Cunard-Mitarbeiterin führt die kleine Besuchergruppe durch das Schiff. Der Törn geht über farbenfrohe Teppiche, gediegene Gänge und Säle, durch ein Spielkasino und eine Gemäldegalerie. "Ein wenig plüschig und amerikanisch", findet Ehepaar Weiskircher es hier. "Pompös!", rufen dann beide aus, als es durch die Restaurants geht. Im zweistöckigen Britannia haben 1300 der maximal 2600 Passagiere Platz. Gegessen wird in zwei "Sitzungen", wie es an Bord heißt. Um 18 Uhr und 20.30 Uhr. Hier speisen die Fahrgäste der Innen- und Außenkabinen, die samt Transfer- und Rückflug ab 1590 Euro kosten. Zwei andere Restaurants sind den teuren Unterkünften vorbehalten, bis zu 22 000 Euro kann man sich eine Transatlantik-Fahrt kosten lassen.

Zusätzlich gibt es an Bord sieben weitere Restaurants zur Auswahl, erzählt Cunard-Mitarbeiterin Protzen. 150 Tonnen Lebensmittel werden für eine Atlantik-Passage gebunkert. Für die Gäste ist alles inklusive, nur Drinks kosten extra.

Um die Kalorien wieder abzutrainieren, gibt es eine 620 Meter lange Rundpromenade zum Joggen, ein Fitnesscenter sowie einen großen Saunabereich. Und etliche Pools. Auch hier wird das Thema Sicherheit ernst genommen: "No diving" (Nicht tauchen) heißt die absurde Aufschrift eines Schildes vor einem kleinen Abkühlbecken - es ist knapp 20 Zentimeter tief . . . Zum Abschluss spendiert die Reederei ein prachtvolles Menü: Seezunge, Waldpilzsuppe. Die anfängliche Skepsis bei dem Lübecker Ehepaar ist jetzt verschwunden. "Ja, wir können uns sehr gut vorstellen, mal eine Reise mitzumachen", sagt das Paar und liegt damit im Trend: Gut 1000 deutsche Gäste haben die Passage nach New York diesmal gebucht, die Kabinen seien ausverkauft, sagt Protzen.

Und das sei ein großer Erfolg für die Reisen ab Hamburg. So groß, dass der Chef der amerikanischen Carnival-Kreufahrtgruppe, Micky Arison, selbst nach Hamburg gekommen ist. Cunard gehört ihm schon lange. Allerdings nahm er nicht die "Queen Mary 2" für diesen Trip, sondern sein eigenes Boot "Mylin IV", immerhin eine der 100 größten Privatyachten der Welt.