Eine neue Stadtbahn für die Hamburg: Jetzt werden die Pläne konkreter und der erste Spatenstich wird für 2012 angepeilt. Aktuelle Überlegungen sehen sogar eine Ausweitung bis nach Osdorf vor. Zunächst sollte die Strecke nur bis Altona führen.
Es soll nun doch nicht ihre letzte Fahrt gewesen sein. Als am 1. Oktober 1978 der Wagen Nr. 3657 begleitet von winkenden Hamburgern zum Rathausmarkt fuhr, schien die Ära der Straßenbahn in der Hansestadt beendet. Gestern präsentierte Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) Pläne für ein 50 Kilometer großes Niedrigflurbahn-Schienennetz, das unabhängig vom U- und S-Bahnnetz die Stadtteile quer verbinden soll. Baubeginn der ersten Teilstrecke - möglicherweise zwischen Steilshoop und U-Bahn Lattenkamp - soll in vier Jahren sein. Bereits 2014 könnten erste Züge rollen. Für die Planungen stehen 10,8 Millionen Euro zur Verfügung.
Eine hanseatische Straßenbahn-Renaissance - dieses seit Jahren diskutierte Projekt hat damit gute Chancen wie nie zuvor, umgesetzt zu werden. Doch entscheidende Fragen bleiben offen. Weder kann Senatorin Anja Hajduk den benötigten dreistelligen Millionenbetrag genauer beziffern, noch sagen, woher das Geld kommen soll. Auch mehrt sich Kritik an Hajduks Entscheidung, die Hochbahn AG als Betreiber zu bestimmen. Nach eigenen Angaben hat die Senatorin "mit keiner anderen Firma gesprochen", möglicherweise wäre hier aber ein offizielles Vergabeverfahren nötig. Unklar bleibt ebenfalls, ob sich die Bahn, verglichen mit Bussen, wirtschaftlich rechnen wird - mit diesem Argument besiegelte der Senat damals das Ende der Tram.
Doch auch in anderen europäischen Städten erlebt die Straßenbahn derzeit eine Wiedergeburt. "Weiche Faktoren" seien eben auch wichtig, heißt es in der Behörde. Also Lebensgefühl, Stadt-Image und vor allem Umweltfreundlichkeit. Bereits im Jahr 2001 hatte die SPD ähnlich detaillierte Straßenbahn-Pläne vorgelegt - die ließ die damalige CDU-Schill-Koalition jedoch in der Schublade verschwinden. In diesen Tagen scheinen die Zeichen günstiger.