Rechnung für Brennstoff im zweiten Quartal um 268 Millionen Euro gestiegen. Hamburger Reederei will mehr Geld für Transport verlangen.
Hamburg. Fast trotzig klingt die Analyse des zurückliegenden Quartals bei Hapag-Lloyd. "Um die externen Kostensteigerungen zu kompensieren, sind weitere Ratenerhöhungen zwingend erforderlich", sagte Michael Behrendt, Vorstandsvorsitzender der führenden deutschen Linienreederei, gestern bei Vorlage der Zahlen. Die Frachtraten sind die Transportpreise für die Container. Mit Ratenerhöhungen versuchen die Reedereien, die massiv steigenden Brennstoffkosten in den Griff zu bekommen. Eine Tonne Bunkeröl kostete im zurückliegenden Quartal im Durchschnitt 694 Dollar gegenüber 609 Dollar im Vorjahreszeitraum. Und auch dieser Preis markierte im langjährigen Vergleich bereits ein hohes Niveau. "Vor allem die Bunkerkosten, mit Abstand der größte Kostenfaktor unseres Geschäfts, stellen eine dramatische Belastung dar", sagte Behrendt.
Die Schifffahrt tut sich schwer mit der wirtschaftlichen Erholung. Immerhin scheint es den führenden Transporteuren gelungen, den fast ruinösen Preiskampf des Jahres 2011 zu beenden. Seinerzeit hatten sich die Marktführer Maersk und MSC vor allem auf den Hauptrouten zwischen Europa und Asien sowie Asien und den USA so heftig unterboten, dass die gesamte Branche in Mitleidenschaft gezogen wurde. Hapag-Lloyd versuchte dem durch ein straffes Kostenmanagement entgegenzuwirken, aber auch durch die Anhebung der Frachtraten seit dem ersten Quartal. Andere Reedereien folgten dem Hamburger Unternehmen bei der Ratenerhöhung. Der Markt scheint sich in dieser Hinsicht zu festigen. Hapag-Lloyd verzeichnet für das zweite Quartal eine gewichtete durchschnittliche Frachtrate von 1594 Dollar je 20-Fuß-Standardcontainer (TEU), das sind 110 Dollar mehr als im ersten Vierteljahr 2012. "Die Ladung an Bord der Schiffe muss die Kosten für den Transport decken", sagte Behrendt als Ankündigung weiterer Erhöhungen. "Sonst können wir unsere weltweiten Seetransportnetzwerke nicht nachhaltig betreiben, auf die die globalisierte Wirtschaft aber angewiesen ist." Für das zweite Quartal weist Hapag-Lloyd eine um 330 Millionen Dollar (268 Millionen Euro) höhere Brennstoffrechnung gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres aus.
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Hapag-Lloyd verbuchte im zweiten Quartal ein operatives Ergebnis (Ebit) von rund 31 Millionen Euro. Für das erste Halbjahr steht wegen des schlechten ersten Quartals allerdings ein operativer Verlust von rund 69 Millionen Euro. Der Umsatz im zweiten Quartal stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 21 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro, vor allem wegen der höheren Frachtraten. Das Transportvolumen nahm demgegenüber nur um gut zwei Prozent auf 1,36 Millionen TEU zu.
Die weltgrößte Reederei Moeller-Maersk zeigt sich auch angesichts unsicherer Konjunkturaussichten optimistisch für den weiteren Geschäftsverlauf. Der dänische Konzern, der rund 15 Prozent der weltweiten Containertransportkapazitäten kontrolliert, hob seine Jahresprognose gestern an. Erwartet wird nun beim Gewinn anstelle von Stagnation oder Rückgängen ein leichter Zuwachs. Grund dafür seien die Frachtraten, die zuletzt gestiegen und bei denen wohl noch weitere Anhebungen durchsetzbar seien, hieß es bei Maersk.
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Die Linienreedereien versuchen, sich mit Preiserhöhungen und Rationalisierung aus der schwierigen wirtschaftlichen Lage zu befreien. Einen wesentlichen Teil des Problems verlagern sie damit in ein anderes Segment des Schifffahrtsmarktes. Einen wesentlichen Teil ihrer Frachter mieten die Containerlinienreedereien bei Charterreedern. Deren weltweite Hochburg ist Hamburg. Derzeit herrscht Überkapazität in bestimmten Größenklassen des Schiffsmarkts. Sie dürfte durch die fortlaufende Einführung neuer Großfrachter weiter verschärft werden. Denn diese Schiffe mit Kapazitäten von 13 000 bis demnächst zu 16 000 TEU verdrängen kleinere Frachter aus dem Markt. Hapag-Lloyd etwa tauft am Freitag am HHLA-Terminal Altenwerder sein neues Flaggschiff "Hamburg Express" mit rund 13 000 TEU Kapazität, das heute in Hamburg einläuft.
Die Charterreeder stehen derzeit besonders unter Druck, weil sie viele Schiffe nicht mehr kostendeckend vermieten und weil sie den Preisdruck nicht weitergeben können.
Zahlreiche Schiffsfonds, mit denen Containerfrachter finanziert wurden, stehen vor der Insolvenz. Der Hamburger Charterreeder Erck Rickmers wiederum, der am Montag sein Mandat als Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft niedergelegt hat, begründete dies mit der anhaltend schwierigen Lage am Schifffahrtsmarkt. Er wolle sich wieder stärker um seine Unternehmensgruppe Nordcapital kümmern, sagte er.