Eigentlich wollte Jürgen Weber, 70, in diesem Jahr ein wenig kürzer treten. Einige seiner Aufsichtsratsmandate abgeben, lieber joggen und Ski laufen und mehr Zeit mit der Familie verbringen. Doch dann ereilte den Ex-Chef der Lufthansa eine Anfrage von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, der ihn bat, den Aufsichtsratsvorsitz von Hapag-Lloyd zu übernehmen. Kurzentschlossen sagte Weber zu, nicht wegen des Geldes oder seines Egos, sondern als "Hamburger Bürger", wie er betont.
Der im Schwarzwald geborene, studierte Ingenieur lebt schon seit Jahrzehnten in Hummelsbüttel und fühlt sich der Hansestadt eng verbunden. Daher will er nun dazu beitragen, dass die Traditionsreederei weiter in Hamburg bleibt und sicher durch die unruhige See des internationalen Wettbewerbs steuert.
Mit heftigen Turbulenzen kennt sich Weber aus. Als Vorstandschef war er für die gelungene Sanierung, strategische Neuausrichtung und Privatisierung der Lufthansa verantwortlich. Zudem schmiedete er mit der Star Alliance das erste und bis dato erfolgreichste Luftfahrtbündnis. Diese Erfahrungen dürften Weber nun auch bei seiner Arbeit als Chefkontrolleur in der Schifffahrtsbranche weiterhelfen.
Viel schwieriger als Hapag-Lloyd auf Kurs zu halten sei es jedenfalls, "meiner Frau und den Enkeln zu erklären, warum ich diese neue Aufgabe nun auch noch annehmen musste".