Der 37 Jahre alte Deutschtürke muss sich wegen Nötigung, Erpressung, Bedrohung, Körperverletzung, Beleidigung und Widerstands in 16 Fällen verantworten.
Am Sonnabend erlebt Ahmet Öner den wichtigsten Tag seiner bisherigen Laufbahn als Boxpromoter. In Stuttgart kämpft der von ihm gemanagte Kubaner Juan Carlos Gomez gegen den Ukrainer Vitali Klitschko um die WBC-Weltmeisterschaft im Schwergewicht. Ein weitaus härterer Kampf erwartet den Chef des im Sommer 2006 gegründeten Hamburger Arena-Profistalls jedoch in Hamburg. Vor dem Schöffengericht muss sich der 37-Jährige, der als Jugendlicher wegen eines Drogengeschäfts mehrere Monate im Gefängnis saß, wegen Erpressung, Nötigung, Bedrohung, Beleidigung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Körperverletzung in 16 Fällen verantworten. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat die Taten, die allesamt zwischen 2004 und 2008 vorgefallen sein sollen, in einer 54-seitigen Anklageschrift aufgeführt. Wann der Prozess beginnt, steht noch nicht fest. "Allein der Straftatbestand der Erpressung sieht eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren vor", sagte Wilhelm Möllers, Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Die "Mopo am Sonntag" hatte in ihrer gestrigen Ausgabe über die Eröffnung des Verfahrens berichtet und Öner als "brutalsten Manager der Stadt" bezeichnet. Dieser reagierte gelassen auf die Veröffentlichung, die ihn laut eigenem Bekunden nicht überraschte, da ihm die Anklageschrift seit einem Monat vorliege. "Ich habe Fehler gemacht, für die ich nun geradestehen muss. Zu den einzelnen Anklagepunkten werde ich mich nicht äußern, weil es ein schwebendes Verfahren ist", sagte er dem Abendblatt.
Um Öner hatte es in der Boxszene mehrfach großen Wirbel gegeben. Immer wieder war es zu Konflikten mit Mitarbeitern des konkurrierenden Hamburger Universum-Stalls gekommen. Höhepunkt war ein Vorfall im Mai 2007, als Öner sich auf der 250. Universum-Veranstaltung in der Color-Line-Arena mit Sicherheitspersonal prügelte. Im Anschluss daran hatte Universum-Chef Klaus-Peter Kohl Anzeige wegen räuberischer Erpressung gegen Öner erstattet. In den vergangenen Monaten war es um den impulsiven Arena-Chef jedoch - zumindest in der Öffentlichkeit - ruhiger geworden.
Zuletzt hatte er mit einem Umzug in die USA geliebäugelt, weil er dort für seine zum Großteil kubanischen WM-Anwärter bessere Vermarktungschancen sah. Eine Verurteilung in Deutschland könnte diese Pläne ebenso zunichte machen wie den von Öner erhofften Einstieg in den deutschen TV-Markt, über den er mit mehreren Sendern verhandelt.