Studie vergleicht fünf deutsche Metropolen. Hamburg wird für junge Familien zunehmend attraktiv. Noch Schwächen im Bildungsbereich.
Hamburg. Gemessen an der Wirtschaftskraft rangiert Hamburg unter den attraktivsten Standorten Deutschlands in der Spitzengruppe. Damit dies so bleibt, muss die Stadt aber junge Menschen anlocken und Familien halten. Das scheint immer besser zu gelingen. "Hamburg ist auf einem guten Weg, was die Familienfreundlichkeit betrifft", sagte Silvia Stiller, Forschungsdirektorin des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), bei der Vorstellung der Studie L(i)ebenswertes Hamburg, die im Auftrag der Haspa erstellt wurde. Die Untersuchung zeigt, welche Bedingungen Familien hier verglichen mit den anderen deutschen Metropolen Berlin, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München vorfinden.
Allerdings hat Hamburg auch erhebliche Schwächen - vor allem wenn es um die Qualität der Bildung geht. "Dass Hamburg beim schulischen Lernen im Städtevergleich sogar das Schlusslicht bildet, ist besorgniserregend", sagte Haspa-Chef Harald Vogelsang. Weitaus besser schneiden der Studie zufolge München und Stuttgart ab.
"Hamburg konkurriert schon heute mit anderen Großstädten um den Zuzug von jüngeren Menschen und qualifizierten Arbeitskräften, das wird sich in Zukunft noch verstärken", sagte Vogelsang. "Ein familienfreundliches Image hilft aber auch, Leistungsträger in der Stadt zu halten."
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Mit Blick auf den Bildungsbereich enthält die Studie eine deutliche Mahnung: Alle Umlandkreise kommen beim Kriterium "Schulisches Lernen" besser weg als Hamburg. An der Spitze liegen die Kreise Stormarn und Segeberg.
Insgesamt aber zeigen sich in Hamburg auch hier positive Tendenzen. So ist die Quote der Schulabgänger ohne Abschluss im Laufe der zurückliegenden fünf Jahre sehr deutlich von 11,5 Prozent auf 7,6 Prozent gesunken. Stiller erwartet, dass sich Hamburg im bundesweiten Vergleich dank längst umgesetzter Reformen weiter nach vorn arbeitet: "Maßnahmen im Bildungsbereich brauchen lange, bis sie wirken."
Uneinheitlich ist das Bild Hamburgs bei der Kinderbetreuung: In der Ganztagsbetreuung von Kindern unter drei Jahren erreicht die Stadt den zweiten Platz hinter Berlin, dagegen liegt sie bei den Ganztagsplätzen für drei- bis sechsjährige Kinder ganz hinten. Auch hier sehen die Autoren der Studie noch Handlungsbedarf, damit Hamburg dem erklärten Ziel, die kinder- und familienfreundlichste Stadt Deutschlands zu werden, näher kommt. Zudem liegen die Spitzensätze für eine Halbtagsbetreuung mit 192 Euro (2011) pro Monat so hoch wie in keiner anderen der Vergleichsstädte.
Eine vergleichsweise gute Bewertung erzielt Hamburg bei den Wohnkosten. "Auch wenn Hamburg gefühlt wahnsinnig teuer ist - andere Städte sind noch teurer", sagte Vogelsang. Laut Studie kostet ein Eigenheim (mittlerer Wohnwert) hier 295 000 Euro; nur in Berlin ist es mit 240 000 Euro noch günstiger. In München zahlt man für ein solches Objekt 570 000 Euro.
Die meisten Hamburger leben allerdings in Mietwohnungen - und die Mieten für Objekte mit gutem Wohnwert sind seit 2006 um 25 Prozent gestiegen, stärker als in den anderen deutschen Metropolen. Dafür ist Hamburg mit Erholungsflächen von 3,2 Hektar je 1000 Einwohner sehr kinderfreundlich. Nur Köln bietet mehr (4,2 Hektar).