Von dem seit Montag über dem Atlantik verschollenen Airbus A330-200 der Fluggesellschaft Air France fehlt weiter jede Spur. Die Polizei überprüft inzwischen, ob mehrere Hamburger an Bord der Unglücksmaschine waren.

Paris. Eine Maschine der Fluggesellschaft Air France mit 228 Menschen an Bord, darunter 26 Deutsche, ist wahrscheinlich über dem Atlantik abgestürzt . Unter den deutschen Passagieren sollen auch Hamburger gewesen sein. Die Polizei will Näheres dazu im Laufe des Tages bekannt geben. Der Jet, der auf dem Weg von Brasilien nach Frankreich war, wurde am Montag rund vier Stunden nach dem Start möglicherweise von einem Blitz getroffen. „Wir stehen ohne Zweifel vor einer Luftfahrtkatastrophe“, sagte Pierre-Henri Gourgeon, der Vorstandsvorsitzende der Fluglinie.



Es gebe kaum noch Chancen, Überlebende zu finden, sagte der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy am Abend nach einem Treffen mit Angehörigen auf dem Charles-de-Gaulle-Flughafen in Paris. Der Airbus A330-200 auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris durchquerte gegen 04.00 Uhr MESZ eine „Gewitterzone mit schweren Turbulenzen“, hieß es. Knapp eine Viertelstunde später wurde von der Maschine eine automatische Fehlermeldung versandt, die eine Panne im elektrischen Kreislauf meldete. Danach gab es keinen Funkkontakt mehr. Der mögliche Absturzort befindet sich vermutlich auf halbem Weg zwischen der brasilianischen und der afrikanischen Küste. Die Zone, in der das Flugzeug verschwunden sei, sei dort bis auf wenige Dutzend Seemeilen lokalisiert, sagte Gourgeon.


Einziges Indiz für einen möglichen Absturz sind bislang die Angaben eines Piloten der brasilianischen Airline TAM, dessen Maschine kurz hinter dem Airbus die Atlantik-Strecke passierte. Nach Angaben eines Sprechers der brasilianischen Armee sah der Pilot im Meer „orangefarbene Flecken“. Bislang konnte jedoch nicht festgestellt werden, ob es sich dabei um glühende Wrackteile oder um Bojen handelte.


An Bord waren 216 Passagiere und zwölf Besatzungsmitglieder - neben den 26 Deutschen laut Air France auch 61 Franzosen und 58 Brasilianer. Auch neun Italiener, sechs Schweizer, eine Österreicherin und fünf Briten flogen mit.


Nach Südwestrundfunk-Informationen (SWR) war unter den Passagieren eine fünfköpfige Familie aus Stuttgart und dem nahe gelegenen Fellbach. Bei handele es sich um eine Frau, ihre Eltern, die Schwester sowie deren zweijährige Tochter, schrieb der SWR auf seiner Internetseite. Die Familie habe sich zu einem rund einwöchigen Urlaub in Rio aufgehalten. Offenbar war auch ein ranghoher Manager des deutschen ThyssenKrupp-Konzerns an Bord. Es handelt sich um das Vorstandsmitglied der Thyssen Steel AG, Erich W. Heine. Der 41-jährige Aufsichtsrats-Vorsitzende des ThyssenKrupp-Joint-Ventures Companhia Siderúrgica do Atlântico (CSA) war nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Agencia Brasil alleine unterwegs und wollte von Paris weiter nach Deutschland fliegen. Air France sprach den Familien der Angehörigen das Mitgefühl aus. Auch Airbus äußerte seine Anteilnahme. Neun Passagiere mit Flugziel Bayern sollen an Bord der Air-France-Maschine gewesen sein. Wie ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums am Dienstag sagte, hatten acht Fluggäste Weiterflüge nach München und einer einen Transfer nach Nürnberg gebucht. Ob die Personen allerdings im Freistaat wohnen, sei bisher nicht bekannt. Die Flugliste sei noch nicht endgültig bestätigt. Auch ihre Angehörigen seien noch nicht komplett verständigt worden.


Der Flug AF 447 sollte ursprünglich um 11:15 Uhr in Paris landen. Der brasilianischen Luftwaffe zufolge verschwand der Airbus A330 rund 300 Kilometer nordöstlich der Küstenstadt Natal, also etwa 1.500 Kilometer nordöstlich von Rio de Janeiro. Die Behörden hatten nahe der Inselgruppe Fernando de Noronha eine Suche gestartet, die jedoch vorerst ergebnislos blieb. Die französischen Streitkräfte suchten nahe der Kapverden nach Spuren des Flugzeugs.


Air France richtete für die Familien der Insassen am Pariser Flughafen Charles de Gaulle ein abgeschirmtes Informationszentrum ein, zudem wurde eine Telefon-Hotline eingerichtet (0033 1570 21055).


Luftfahrtexperten zufolge konnte das Flugzeug angesichts des mitgeführten Spritvorrats am Montagnachmittag (MESZ) nicht mehr in der Luft sein. Es sei seit mindestens drei Stunden überfällig, sagte der Analyst Chris Yates von Jane's Aviation. „Es wurde kein Notruf empfangen. Das führt zu dem Schluss, dass es etwas Katastrophales passiert ist, das zum Absturz führte“, sagte Yates. Da es keinen Notruf gegeben habe, müsse alles sehr schnell gegangen sein. Damit sei von mechanischen Versagen bis zu einem Terroranschlag alles möglich.


Laut Air France ist das etwa 60 Meter lange Flugzeug seit 2005 im Einsatz und wurde zuletzt am 16. April gewartet. Der Pilot hatte den Angaben zufolge rund 11.000 Stunden Flugerfahrung, darunter 1.700 auf diesem Flugzeug.