Discounter haben dem Hamburger Handels- und Kaffeeriese lange zu schaffen gemacht. Doch nun verdoppeln die Hanseaten den Gewinn.
Hamburg. Weniger Filialen und Depots, aber neue Produkte und Ideen – mit diesem Rezept hat der Handels- und Kaffeekonzern Tchibo nach einer langen Schwächephase endgültig die Trendwende geschafft. Im Krisenjahr 2009 ging der Umsatz zwar nochmals um zwei Prozent auf 3,16 Milliarden Euro zurück, teilte die Tchibo-Holding Maxingvest am Dienstag in Hamburg mit. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) verdoppelte sich jedoch von 71 auf 148 Millionen Euro. „Wir sind jetzt gut aufgestellt für die Zukunft“, sagte Maxingvest- Vorstand Thomas Holzgreve. „Aber es ist nach wie vor viel zu tun; wir haben keinen Grund, uns zurückzulehnen.“
Tchibo war mit seinem Konzept wöchentlich wechselnder Angebote vorübergehend in die Flaute geraten, unter anderem durch wachsende Discounter-Konkurrenz und Schwächen bei Sortiment und Vertrieb. Seit 2007 arbeitet das Unternehmen an einer Revitalisierung der Marke. Die Zahl der Filialen wurde von mehr als 1000 auf 850 reduziert; die Depots mit Gebrauchsartikeln in Supermärkten von 12000 auf 9000. Dadurch wurde die Kostenstruktur verbessert. Gleichzeitig modernisierte Tchibo die Präsentation und das Sortiment und bietet zum Beispiel mehr Saisonartikel an. Bei Kleidungsstücken wurden Einzelgrößen eingeführt. Die unverkäuflichen Tchibo-Artikel, die sogenannten Restanten, halbierten sich. „Das Problem haben wir im Griff“, sagte Holzgreve. Im ersten Quartal 2009 habe sich Tchibo weiter gut entwickelt. Mehr Aufmerksamkeit auf den Kaffee-Bereich
Neben dem Non-Food-Bereich, der nach Einschätzungen aus der Branche den größeren Teil des Tchibo-Geschäfts ausmacht, will das Management künftig auch dem Kaffee-Bereich wieder mehr Aufmerksamkeit zuwenden. Tchibo hatte den Trend zu Einzelportionen, Pads und Kapseln nicht schnell genug erfasst und ist deshalb in diesem schnell wachsenden Markt nicht Marktführer, wie bei Röstkaffee. Auf dem von hartem Wettbewerb und Preiskämpfen gekennzeichneten Markt für Röstkaffee ist dagegen kaum noch Geld zu verdienen. „Wir haben die Marktführerschaft auf dem Espresso/Caffè Crema-Markt erreicht und unsere Position bei Einzelportionen verbessert“, sagte Holzgreve. „Wir werden Kaffee wieder stärker bewerben und betonen.“
Tchibo gehört zu 100 Prozent der Hamburger Unternehmerfamilie Herz, die das Unternehmen gemeinsam mit ihrer Beteiligung Beiersdorf in der Holding Maxingvest konsolidiert. Maxingvest erreichte 2009 einen Umsatz von 8,9 (Vorjahr: 9,2) Milliarden Euro und einen Gewinn nach Steuern von 412 (606) Millionen Euro.