66 Hamburger Künstler und Kulturschaffende erheben in der Montagausgabe des Hamburger Abendblatt lautstark ihre Stimme gegen Sparvohaben des schwarz-grünen Senats.

Hamburg. Mit einem bundesweit einmaligen Protest wehren sich 66 Hamburger Künstler und Kulturschaffende gegen vom Senat der Hansestadt geplante Kürzungen im Kulturetat. Auf zwei Zeitungsseiten beziehen in der Montag-Ausgabe des Hamburger Abendblatt Intendanten, Museumsdirektoren, Schauspieler, Künstler, Musiker, Mäzene, Schriftsteller und Kulturmanager sowie Veranstalter mit persönlichen Statements gegen die Sparabsichten des Senats Stellung. Offenbar ist geplant, den Hamburger Kulturetat 2010 um mehr als zehn Millionen Euro - derzeit: 211 Millionen Euro - zu verringern.

Unter denen, die sich vehement gegen Kürzungen wenden, sind auch die beiden Hamburger Ehrenbürger Siegfried Lenz und Ballett-Intendant John Neumeier, NDR-Chefdirigent Christoph von Dohnányi, der Autor Rocko Schamoni, die Intendanten der drei Hamburger Staatstheater und die Moderatoren Johannes B. Kerner und Reinhold Beckmann. In diesem regelrechten Aufschrei der Kulturszene schreiben die Kritiker der Hamburger Landesregierung von ihrer Sorge um die Attraktivität des Standorts Hamburg (Ex-Finanzminister Manfred Lahnstein). Sie warnen, dass die Kürzung kontraproduktiv bei der Anwerbung privater Mittel sei (Reeder und Kulturförderer Hermann Ebel).

Der Präsident der Freien Akademie der Künste, Armin Sandig, bezeichnet das Sparvorhaben als Katastrophe „für Gemeinsinn und humanes Leben“. Der Schriftsteller Siegfried Lenz nennt die Sparpläne „politisch fahrlässig“. Der Präsident der Hamburger Musikhochschule, Elmar Lampson, fordert: „Hier muss investiert, nicht gekürzt werden.“ Jürgen Flimm, der Intendant der Salzburger Festspiele, verweist auf die Wirtschaftlichkeit von Kulturausgaben – jeder für die Kultur ausgegebene Euro bringe 1,6 Euro in den Wirtschaftskreislauf zurück – und fragt: „Also kürzt der Senat seine Einnahmen – ist das weise?“ Der Intendant des Thalia Theaters, Joachim Lux, warnt vor einem „katastrophalen, politisch kaum vertretbaren Gesamtbild", und TV-Moderator Reinhold Beckmann spricht von einem „Schildbürgerstreich".

Der Hamburger Senat will am kommenden Dienstag die Höhe der voraussichtlichen Steuerausfälle für das kommende Jahr bekannt geben und Ende November konkrete Sparmaßnahmen für alle Ressorts beschließen.