Hamburgs Bürgermeister spricht im Interview über die Schulreform und gibt eine Empfehlung für eine Koalition im Saarland ab.
Hamburg. Für Hamburgs Ersten Bürgermeister Ole von Beust (CDU) könnte die sechsjährige Primarschule bundesweit zum Trendsetter werden. „Es würde mich freuen, wenn die Hamburger Schulreform zum Modell oder Vorbild für Deutschland wird“, sagte von Beust im Abendblatt-Interview. Das jetzige Schulsystem mit der Trennung der Schüler nach Klasse vier sei „nicht gerecht“. Das neue System aus Primar-, Stadtteilschulen und Gymnasien „wird die Chancen aller Schüler verbessern. Davon bin ich überzeugt“, betonte der Bürgermeister.
Seinem Parteifreund, dem saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller, rät von Beust zu einer Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen. Ein wichtiges Thema der Grünen sei das längere gemeinsame Lernen. „Da wird sich die CDU bewegen müssen“, sagte von Beust. „Übrigens hat auch die FDP in Sachsen längeres gemeinsames Lernen zum zentralen Ziel der Koalitionsverhandlungen mit der CDU erklärt“, sagte der Erste Bürgermeister.
Von Beust hält Schwarz-Grün für übertragbar auf andere Länder. „Hamburg hat gezeigt, dass Länder mit einem Bündnis von CDU und Grünen sehr gut fahren können“, sagte von Beust. Eine Regierungsbeteiligung der Grünen führe „keineswegs zu Nachteilen, im Gegenteil“. Er lehnt ein offensiveres Vorgehen von Angela Merkel im Bundestagswahlkampf ab. „Sich im Wahlkampf als anderer Mensch zu geben und plötzlich mit Schaum vorm Mund aufzutreten – das ist nicht glaubwürdig“, so von Beust. Merkels Kapital sei ihre Glaubwürdigkeit.
Für die Hamburger CDU hofft der Bürgermeister, dass sie bei der Bundestagswahl das Ergebnis von 2005 – 28,9 Prozent – zumindest wiederholen kann. Ein weiteres Wahlziel sei, dass die CDU der SPD drei der sechs Hamburger Direktmandate abnimmt. „In Nord ist das drin, in Eimsbüttel auch, und in Wandsbek gibt es immer ein großes Potenzial.“
Mit einem Wechsel in ein mögliches schwarz-gelbes Bundeskabinett rechnet von Beust nicht mehr. „Ehrlich gesagt, die Wahrscheinlichkeit ist gering, sowohl was meine Lust angeht als auch das Angebot aus Berlin“, sagte der Bürgermeister, der als Bundesumweltminister gehandelt worden war.