Oft wird den Gesuchten das mit ihrer Beute finanzierte ausschweifende Leben zum Verhängnis. So wurde seinerzeit der Reemtsma-Entführer Thomas Drach aufgespürt, weil er eine Luxusvilla in Uruguay kaufte.

Hamburg. Der Begriff Zielfahndung beschreibt die oft weltweite Suche von Beamten des Bundeskriminalamtes (BKA) oder der Landeskriminalämter (LKA) nach einem bestimmten Schwerverbrecher. Nach der bundesweit geltenden Polizeidienstvorschrift 384 ist es die „gezielte, besonders intensive, operative Suche nach einzelnen, ausgewählten, zur Festnahme gesuchten Straftätern, die besonders gefährlich sind“. Die Jagd nach einem Mörder, Entführer oder Millionenbetrüger gleicht anfangs der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Für die bis zu 20 Beamten eines Zielfahndungskommandos beim BKA oder einem LKA, die ausschließlich auf diese Zielperson angesetzt sind, ist zunächst viel Schreibtischarbeit zu erledigen. Die Polizisten machen sich mit dem Charakter des Gesuchten vertraut und erstellen ein Persönlichkeitsprofil. Sie überprüfen sein persönliches Umfeld, typische Gewohnheiten und Eigenschaften. Mit den so gewonnenen Erkenntnissen versuchen die Fahnder, das Zielgebiet einzuengen. Dann reisen sie – wenn nötig – um die ganze Welt, um Spuren und Hinweisen nachzugehen. Unterstützt werden sie dabei auch von etwa 65 Verbindungsbeamten des BKA in mehr als 50 Ländern.

Oft wird den Gesuchten das mit ihrer Beute finanzierte ausschweifende Leben zum Verhängnis. So wurde seinerzeit der Reemtsma-Entführer Thomas Drach aufgespürt, weil er eine Luxusvilla in Uruguay kaufte. Die Fahnder kannten seine Vorliebe für die Rolling Stones, lockten ihn zu einem Konzert der Band nach Buenos Aires in Argentinien und nahmen ihn dort fest. Auch der „Mörder von Remagen“, Dieter Zurwehme, der betrügerische Finanzjongleur Jürgen Harksen und der gescheiterte Baulöwe Jürgen Schneider gingen nach mehrmonatiger Jagd Zielfahndern in die Falle.