Die Ermittler der Sonderkommission fanden bei Egestorf in der Nordheide in einem Erdloch Behälter, in denen das Lösegeld versteckt war.

Hamburg/Egestorf/Wiesbaden. Der Entführer Thomas Wolf hat sein monatelanges Schweigen über das erpresste Lösegeld gebrochen und die Ermittler zu einem Versteck geführt. Die Fahnder fanden bei Egestorf in der Nordheide Behälter im Waldboden, in denen das Lösegeld sein dürfte, wie die Staatsanwaltschaft in Wiesbaden mitteilte. Letzte Sicherheit darüber müssten noch kriminaltechnische Untersuchungen bringen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Hartmut Ferse.

Das gelte auch für die Frage, wie viel der ursprünglich 1,8 Millionen Euro Lösegeld in dem Versteck lagen. Die Summe hatte Wolf von der Wiesbadener Volksbank erpresst, indem er die Frau eines Bankangestellten entführte. „Damit ist einer der spektakulärsten Fälle der jüngeren Kriminalgeschichte erfolgreich zu einem vorläufigen Abschluss gekommen“, zeigte sich Ferse zufrieden. Die Suche nach dem Versteck hatte sich allerdings trotz der Hilfe des Entführers zunächst als schwierig erwiesen. Wolf hatte sich einen Baum als entscheidende Landmarke eingeprägt. Den gebe es aber inzwischen nicht mehr, berichtete Ferse. Daher konnte Wolf zunächst den genauen Ort seines Depots nicht finden. Eine systematische Suche der Fahnder brachte dann aber Erfolg. Bei der Untersuchung der Fundstücke geht es auch um die Frage, ob es Spuren gibt, die nicht von Wolf stammen.

Die Vorgeschichte des Verbrechers, der Entführungsfall und seine Aufklärung lesen sich wie ein ungewöhnlich spannender Kriminalroman. Der 56 Jahre alte Wolf war im Jahr 2000 nach einem Freigang aus dem Gefängnis in Moers in Nordrhein-Westfalen geflüchtet. Dort sollte er eine Freiheitsstrafe von 21 Jahren verbüßen. Nach der Flucht soll er Banken in Hamburg, den Niederlanden und Brüssel überfallen haben; dennoch lebte er acht Jahren lang unentdeckt unter falschem Namen bei einer ahnungslosen Geliebten in Frankfurt. Erst die Entführung brachte die Ermittler wieder auf seine Spur.

Seine Festnahme Ende Mai auf der Hamburger Reeperbahn hatte er einer Kontaktanzeige zu verdanken. Schon beim zweiten Treffen mit der Frau bat er sie um ungewöhnliche Hilfen: Sie solle für 10.000 Euro unter ihrem Namen eine Wohnung für ihn mieten, ein Konto eröffnen und ein Auto zulassen. Später vertraute sie sich Freunden an, die sie auf Wolfs Fahndungsfoto im Internet hinwiesen.

Für ihren entscheidenden Tipp auf den Schwerverbrecher hat die Wiesbadener Volksbank am vergangenen Montag der Frau rund 40.000 Euro Belohnung ausgezahlt. Wolf sitzt inzwischen im südhessischen Weiterstadt in Untersuchungshaft. Teile des Lösegeldes, etwa 150.000 Euro, waren bereits in Wolfs Hotelzimmer in Hamburg und in seinem Fluchtwagen sichergestellt worden. (dpa)