Mieterverein dokumentierte 20 Mietfälle. Ergebnis: Fehler in jedem dritten Fall, die zu Lasten der Mieter gehen. Sagen Sie uns Ihre Meinung.
Hamburg. Der im Herbst vergangenen Jahres veröffentlichte Hamburger Mietenspiegel wird nach Einschätzung des Mietervereins zu Hamburg oft falsch und zu Lasten der Mieter angewandt. Dadurch entstehe den Mietern in der Hansestadt ein Schaden von mindestens zehn Millionen Euro jährlich, sagte der Vorsitzende des Vereins, Eckard Pahlke, am Donnerstag. Mieter sollten Mieterhöhungen nicht ungeprüft akzeptieren, forderte Pahlke. "Ich habe von unseren Hausjuristen massenhaft fehlerhafte Anwendungen des Mietenspiegels erhalten."
Nach Pahlkes Worten kommt der Mietspiegel für etwa 500.000 Wohnungen in Hamburg zur Anwendung. Der Verein hat seiner Schätzung die Überlegungen zugrunde gelegt, wonach bei jeder 20. Wohnung die Jahresmiete um durchschnittlich 400 Euro erhöht wurde. Zwar gebe es eine Menge fairer Vermieter in Hamburg, sagte Pahlke. "Aber viele Vermieter verlangen Mieten, die als skandalös, teilweise als betrügerisch, bezeichnet werden können."
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Der Vorsitzende des Vereins forderte die Mieter auf, Mieterhöhungen nicht einfach zu akzeptieren. "Jeder Mieter sollte eine angekündigte Mieterhöhung genau prüfen." Leider würden viele Mieter Erhöhungen "ängstlich" unterschreiben, beklagte Pahlke. Oft seien daher Mieter, die Mieterhöhungen unkritisch unterschreiben würden, mit verantwortlich für den künftig noch höheren Mietspiegel.
Viele Probleme gebe es mit der Kappungsgrenze, sagte Pahlke weiter. "Ein Vermieter darf die Miete im Rahmen des Mietspiegel um bis zu 20 Prozent erhöhen." Grundlage sei allerdings die Miete von vor drei Jahren. "Viele Vermieter schlagen die Miete einfach auf die aktuelle Miete auf", sagte Pahlke.
Der Vereinschef wies darauf hin, dass auch solide Unternehmen wie die städtische Wohnungsgesellschaft Saga/GWG, seriöse Makler oder Wohnungsgenossenschaften Fehler machten. So habe eine Genossenschaft in einem Fall die Mieterhöhung falsch berechnet. Ein Mieter bekam mit seiner Klage gegen die Erhöhung vor Gericht recht. Die Genossenschaft habe daraufhin die Mieterhöhung auch bei jenen 400 Mietern zurückgenommen, die dieser bereits zugestimmt hätten, sagte Pahlke.
Ein weiterer Fehler, der bei der Anwendung des Mietenspiegels häufig auftrete, sei die falsche Einordnung der Wohnlage, sagte Pahlke. "Viele Vermieter behaupten, die Wohnung liegt in einer guten Wohnlage, obwohl sie in einer normalen Wohnlage liegt." Im Wohnlageverzeichnis sei aber genau eintragen, in welcher Art Wohnlage das Gebäude stehe.