40 Polizisten werden zur Bewachung abgestellt. Zwei Millionen Euro Kosten pro Jahr. Stadt informiert Anwohner
Hamburg. Die Stadt Hamburg will ehemalige Sicherungsverwahrte in einem früheren Altenheim im Bezirk Wandsbek unterbringen. Noch in diesem Jahr werden dort der Sexualstraftäter Hans-Peter W., der im Juli 2010 aus der Justizvollzugsanstalt Freiburg entlassen worden und nach Hamburg gezogen war, sowie der wegen Totschlags verurteilte Schwerverbrecher Karsten D. einziehen. Zudem wird der Sicherungsverwahrte Jens B. voraussichtlich noch bis Ende dieses Jahres in die Freiheit entlassen - aufgrund des Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, nach dem die Sicherungsverwahrung nicht nachträglich auf unbestimmte Zeit verlängert werden darf. Somit könnte auch Jens B., verurteilt wegen Vergewaltigung, eine der Zweizimmerwohnungen in dem Haus an der Straße Elfsaal (Jenfeld) beziehen, das neben der Helmut-Schmidt-Universität liegt und an ein Wohngebiet grenzt.
"Für die Polizei bedeutet das Vorhaben einen massiven Aufwand", sagte Innensenator Michael Neumann (SPD). Neben einem Sicherheitsdienst werden 40 Polizisten die Männer im Schichtdienst rund um die Uhr bewachen. Kosten: zwei Millionen Euro jährlich. "Wir haben uns das nicht ausgesucht", so Neumann. Die Polizei werde alles dafür tun, dass sich die ehemaligen Sicherungsverwahrten niemals allein im öffentlichen Raum bewegen werden.
Lange werden die verurteilten Straftäter in ihrem neuen Zuhause jedoch nicht bleiben. "Die Unterbringung dort ist auf ein Jahr befristet", sagte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD). Der Grund: In einem im Bau befindlichen Pflegezentrum, das in unmittelbarer Nähe des Hauses errichtet wird, soll Ende 2012 auch eine Kindertagesstätte einziehen. Bis dahin will die Stadt eine neue Unterkunft für die ehemaligen Sicherungsverwahrten gefunden haben.
Die Bewohner des Stadtteils sollen am kommenden Dienstag über ihre neuen Nachbarn informiert werden. Ab 19 Uhr wird den Bürgern in einer Veranstaltung in der Helmut-Schmidt-Universität erklärt, welche Sicherheitsvorkehrungen geplant sind. Ob es die Anwohner beruhigen wird, dass die Männer rund um die Uhr überwacht werden, ist jedoch fraglich. Auch der Innensenator räumt ein, dass es Sorgen geben könnte. Es solle aber ein Umfeld geschaffen werden, "das zu einer Akzeptanz führt". Wohnen werden die ehemaligen Sicherungsverwahrten im ersten Stock. Im Erdgeschoss soll der Sicherheitsdienst stationiert werden.
Auch in den kommenden Jahren werden in Hamburg weitere ehemalige Straftäter auf freien Fuß kommen. "Bis zum Jahr 2021 werden insgesamt acht ehemalige Sicherungsverwahrte entlassen", sagte Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD). Im Jahr 2012 und 2013 wird jeweils ein verurteilter Schwerverbrecher freikommen.