Der „Runde Tisch Zaun“, der sich seit Mitte Oktober mit den Problemen von Obdachlosen beschäftigt, hat eine Zwischenbilanz gezogen.
Hamburg. Der „Runde Tisch Zaun“, der sich seit Mitte Oktober mit den Problemen der Obdachlosen unter der Kersten-Miles-Brücke an den Landungsbrücken auf St. Pauli beschäftigt, hat in Hamburg am Montag eine Zwischenbilanz gezogen. Gefordert wird, dass umgehend zwei Straßensozialarbeiter eingestellt werden, die sich um die Menschen unter der Brücke sowie um weitere Obdachlose auf der Straße und unter Brücken kümmern können und als direkte und verlässliche Ansprechpartner zur Verfügung stehen, sagte Synodenpräsident Hans-Peter Strenge als Moderator des Tisches.
Zur speziellen Situation unter der Brücke hat es nach den Worten Strenges „eine Reihe von Vorschlägen und Ideen“ gegeben. Wesentliche Punkte seien aber „noch offen geblieben“. Zu dem „Runden Tisch“ gehören Vertreter von Diakonie, Kirche, Sozialbehörde, Polizei, Bürgerverein und dem Obdachlosenmagazin „Hinz& Kunzt“.
Anfallender Müll unter der Brücke werde mittlerweile regelmäßig entsorgt, die Obdachlosen würden ihre „Platte“ selbst reinigen, so Strenge. Zu Störungen und Pöbeleien gegenüber Passanten und Touristen sei es nicht gekommen, der Polizei seien keine neuen Beschwerden bekannt geworden. Strenge: „Damit das so bleibt, ist aber ein regelmäßiger Kontakt durch Straßensozialarbeiter und eine aufsuchende Gemeinwesenarbeit erforderlich.“ Dies könne nicht durch das Bezirksamt, die Kontaktbeamtin der Polizei oder „Hinz&Kunzt“-Mitarbeiter nebenbei geleistet werden.
Am vergangenen Freitag sei im Bereich der Brücke ein Toiletten-Häuschen aufgestellt worden, das rund um die Uhr von den Obdachlosen aufgesucht werden könne und auch von ihnen sauber gehalten werde. Die Idee des „Runden Tisches“, eine Toilette baulich mit der Lagerstätte unter der Brücke zu verknüpfen und ihre Öffnung auch für Touristen vorzusehen, hat sich laut Strenge nicht realisieren lassen. Zu keiner Zeit sei jedoch an eine Investition von 500.000 Euro gedacht gewesen, die öffentlich so viel Unmut ausgelöst hatte.
Der „Runde Tisch“ begrüße, dass es nun zu „einer Lösung mit vertretbarem Aufwand“ gekommen sei. Das Toiletten-Häuschen ist aus hellem Holz gezimmert und verfügt unter dem Giebeldach über zwei kleine Räume mit einem Pissoir und einem Plumpsklo.
Darüber hinaus fordert der Runde Tisch angesichts des bevorstehenden Winters mehr Schlafplätze für Wohnungslose in Hamburg. Es müsse dringend über weitere dezentrale Unterbringungsmöglichkeiten in vorübergehend leerstehenden Gebäuden gesprochen werden, so Hans-Peter Strenge. Das Winternotprogramm war Anfang November gestartet. Von ursprünglich 160 Plätzen im Gebäude Spaldingstraße 1 hat sich die Zahl schon jetzt vor dem eigentlichen Winterbeginn auf 210 erhöht.