Das Ziel der Hamburger SPD ist dabei eine hohe Unterrichtsqualität. Bisher gibt es dies laut einer Studie nur in jeder dritten Stunde.
Hamburg. Der Streit um die richtige Schulstruktur war gestern. Jetzt rückt in der Hamburger Schulpolitik der einzelne Lehrer in den Mittelpunkt der Diskussion um guten Unterricht. Schüler sollen die Unterrichtsstunden künftig beurteilen, Lehrer sich gegenseitig im Unterricht beobachten und stärker konzeptionell zusammenarbeiten. Das sieht ein Antrag der SPD-Mehrheit in der Hamburgischen Bürgerschaft vor, mit dem eine Qualitätsoffensive zur Verbesserung des Unterrichts gestartet werden soll.
"Ein richtiges Feedback findet bislang nicht statt", sagt Lars Holster, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Wenn der stellvertretende Schulleiter Schüler fragt, wann sie das letzte Mal einem Lehrer eine Rückmeldung über die Qualität seines Unterrichts gegeben haben, dann laute die Antwort meist: "Das haben wir eigentlich noch nie gemacht." Das Ziel des SPD-Politikers ist, dass es nach jeder Stunde eine kurze Rückmeldung der Schüler gebe. Bei den Lehrproben der Referendare ist ein solches Feedback schon heute Pflicht. Der SPD gehe es um eine umfassende Feedback-Kultur an den Schulen. Das gelte etwa auch für das Verhältnis von Lehrern zur Schulleitung. Diese Schritte ließen sich nicht von oben verordnen. Es gehe um die Änderung von Einstellungen und Verhaltensweisen. "Das ist ein weiter Weg", weiß auch Holster.
Die Schulinspektion, die Stärken und Schwächen der Hamburger Schulen in einem aufwendigen Verfahren untersucht, hatte in ihrem jüngsten Jahresbericht festgehalten, dass weniger von Schule zu Schule als von Klassenzimmer zu Klassenzimmer gravierende Unterschiede in der Qualität des Unterrichts bestehen. Nur jede dritte Unterrichtsstunde genüge "hohen Qualitätsansprüchen".
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In dem SPD-Antrag heißt es dazu: "Entscheidend für guten Unterricht ist weder die Schulform noch das Renommee einer Schule oder der Stadtteil, in dem sie sich befindet, sondern die Leistung der einzelnen Lehrkraft." Von der Qualität des Unterrichts des einzelnen Lehrers hingen die Schülerleistungen ab. An jeder Schule gebe es guten Unterricht. "Aufgrund des häufig mangelnden Austauschs der Lehrkräfte untereinander profitieren nur wenige von den guten Ansätzen der Kollegen", schreibt die SPD.
Ob ein Schüler guten Unterricht erlebe, so Holster, hänge von dem Zufall ab, welcher Lehrer ihn unterrichte. "Die Frage ist: Wollen wir uns damit abfinden?", sagt der SPD-Mann. Die Bürgerschaftsfraktion schlägt vor, dass Lehrer einer Schule sich gegenseitig im Unterricht hospitieren, um so voneinander zu lernen. "Jeder Lehrer sollte einmal pro Halbjahr hospitiert werden", sagt Holster. Die Ergebnisse der Hospitationen sollten dann auf den Fachkonferenzen im Kollegenkreis besprochen werden.
In dieselbe Richtung zielt der Vorschlag, dass die Lehrer einer Jahrgangsstufe enger zusammenarbeiten. Das betrifft die Vorbereitung und Auswertung des Unterrichts. Ex-Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) hatte zwei Wochenstunden pro Klassenlehrer für diese Aufgabe beim Start der Stadtteilschule für die damaligen siebten Klassen eingeführt. Holster regt an, diese Regelung mindestens für die Klassen 5 bis 10 wieder einzuführen.