Ein Kommentar von Peter Ulrich Meyer
Auf den ersten Blick klingt es paradox: Schüler sollen den Unterricht des Lehrers bewerten. Das wäre ja noch schöner, werden manche denken. Selbstverständlich finden Schüler die Stunden, in denen sie mit mathematischen Formeln oder lateinischen Vokabeln gequält werden, nicht gut.
Auf den zweiten Blick sieht die Sache anders aus. Schüler sagen spontan, ob ihnen der Erklärungsweg, den der Lehrer angeboten hat, einleuchtet. Reichen die Beispiele aus? Ging die Cäsar-Übersetzung zu schnell? Wäre es besser gewesen, noch länger zu üben? Ein solches Feedback kann eine wichtige Rückmeldung für den Erfolg des Unterrichts sein. Sicher: Schüler, denen alles egal ist, werden auch nicht zu einem Feedback zu bewegen sein. Aber viele Schüler können in der Regel nicht nur ihre eigenen Leistungen relativ gut einschätzen. Sie können auch benennen, wo es hakt.
In dieselbe Richtung eines zeitgemäßen Unterrichts zielt auch die Idee regelmäßiger Hospitationen der Lehrer untereinander. Generationen von Schulpädagogen haben sich nicht gern in die Karten schauen lassen. Das Selbstverständnis war lange das des Einzelkämpfers - auch mit der Schattenseite einsamen Scheiterns, falls es nicht so gut klappt. Auch wenn in die alte "Black box"-Unterrichtsstunde längst der eine oder andere Lichtstrahl fällt: Dass Lehrer voneinander lernen, ist noch die Ausnahme. Das muss sich ändern, weil erwiesen ist, dass der individuell gestaltete Unterricht und die Person des Lehrers, nicht aber die "Struktur", die entscheidenden Faktoren für guten Unterricht sind.