Während der Bezirk Mitte die Räumung des Bauwagenplatzes Zomia vorbereitet, machen die Parteikollegen in Altona ein neues Angebot.

Hamburg. Überraschende Entwicklung im Streit um den Bauwagenplatz Zomia. Während Markus Schreiber (SPD), Bezirkschef Mitte, den Platz am Ernst-August-Kanal in Wilhelmsburg nach Ablauf seines Ultimatums schnellstmöglich von der Polizei räumen lassen will, positioniert sich Parteikollege Thomas Adrian, Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion Altona, nun völlig gegensätzlich. Die Altonaer SPD/GAL-Koalition macht den "Zomianern" sogar ein konkretes Angebot: "Die Bauwagen-Bewohner sind in Altona willkommen. Die Mehrheitsfraktionen in der Bezirksversammlung erklären ihre Unterstützung für eine Genehmigung des Wagenplatzes in unserem Bezirk“ sagt Adrian. Die rot-grüne Koalition lässt durch das Bezirksamt seit heute sogar nach freien Plätzen suchen.

Politisch dürfte das einer schallenden Ohrfeige für Schreiber gleichkommen, ein Affront - noch dazu von einem SPD-Kollegen. Erstaunlich erscheint dabei, dass die Bauwagen-Bewohner in Mitte ein Problem und in Altona herzlich willkommen sind.

Als Reaktion auf Schreibers Ultimatum und Räumungspläne wollen Zomia-Befürworter jedenfalls am Sonnabend in der Innenstadt demonstrieren. Die Polizei rechnet mit einer "schwierigen Lage" und rät wegen zweier paralleler Veranstaltungen und zu erwartender Verkehrsprobleme Hamburgern bereits vom Besuch der City ab.

+++ So umfahren Sie das Verkehrschaos am Sonnabend +++

Nun die versöhnlichen Töne aus Altona: Seit Donnerstagvormittag werden durch das Bezirksamt mehrere Flächen geprüft, ob sie als Bauwagenplatz in Frage kommen. "Inwieweit die Suche erfolgreich ist, können wir aktuell noch nicht absehen. Auch nicht, ob die Bauwagenbewohner ein entsprechendes Angebot von uns annehmen würden", sagt Nils Fischer, Sprecher des Bezirksamts Altona. Es habe zwar schon zwei Fälle gegeben, in denen Bauwagenplätze aus anderen Bezirken nach Altona verlegt wurden, dabei handele es sich aber um andere Konzepte und diese seien mit dem von Zomia nicht zu vergleichen.

Laut Nils Fischer könnte es noch in dieser Woche Gespräche mit den Zomia-Bewohnern geben. Es kämen sogar Flächen in Frage, die bereits anders verplant seien, heißt es. Hier soll geprüft werden, ob sie anders zu nutzen wären.

Der Bezirk Mitte hatte am Vormittag erklärt, dass die ab Freitag mögliche Räumung des Bauwagenplatzes Zomia erst kommen solle, wenn Rechtssicherheit bestehe. Hintergrund sei ein laufender Rechtsstreit vor dem Verwaltungsgericht Hamburg. Mit einer Entscheidung wird in der kommenden Woche gerechnet.

Autonome hatten für den Fall der Räumung des Platzes mit Anschlägen gedroht und im Internet eine Karte veröffentlicht auf denen "geeignete Ziele" wie Polizeiwachen, Bankfilialen, Maklerbüros und Bahnstrecken verzeichnet sind. Die Polizei leitete deswegen ein Ermittlungsverfahren wegen des Aufrufs zu Straftaten ein.