Nach nur sechs Wochen wird das “Tentation“ geschlossen. Der Betreiber Jörn Zimpel wirft dem Bezirk Bergedorf nun sogar “Schikane“ vor.

Hamburg. Ausgetanzt - die Fete im "Tentation" ist vorbei: Eine der größten deutschen Zelt-Discos in Hamburg-Bergedorf wird nach nur eineinhalb Monaten wieder geschlossen und abgebaut. Der Streit um die Lärmbelästigung durch die Diskothek gab am Ende offenbar den Ausschlag. Veranstalter und Investor Jörn Zimpel (42) aus Geesthacht hatte versucht, auf dem Gelände zwischen Curslacker Neuer Deich und Schleusengraben das Party-Mekka des Nordens zu etablieren und an Wochenenden bis zu 6000 Menschen pro Nacht anzulocken.

Zimpel macht nun in erster Linie das Bezirksamt Bergedorf für das Scheitern des "Tentation" verantwortlich, spricht sogar von Schikane: "Der Gegenwind aus dem Bezirksamt war einfach zu stark. Wir hatten keine Planungssicherheit mehr - trotz Lärmschutzgutachten durch staatlich geprüfte Gutachter wurden mir immer mehr Steine in den Weg gelegt", sagt er zu abendblatt.de. Und: "Ja, es ist vorbei, wir bauen bereits ab."

Bei der Vorstellung seines Konzeptes der Zelt-Disco im Bezirk habe es laut Zimpel noch große Zustimmung von Seiten der Politik gegeben. Doch bis zum Eröffnungstag am 10. September wurde um die richtige Lautstärke - im und vor dem Zelt - zäh gerungen. "Es gab ja schon Beschwerden, bevor wir überhaupt eröffnet hatten. Trotzdem sind wir uns immer wieder einig geworden. Entscheidend war aus meiner Sicht, dass der Bezirk am Tag vor dem Start noch neue Vorgaben gemacht hat. Hatten wir zunächst 94 Dezibel im Zelt vereinbart, sollte ich binnen eines Tages runter auf 82 Dezibel", sagt Zimpel.

Dass die Besucherzahlen deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben und das "Tentation" finanziell schnell floppte, geht laut Zimpel auch auf die geringe Lautstärke der Musik zurück: "Die Gäste sind sofort kopschüttelnd wieder rausgegangen - das war hier einfach keine Diskothek."

Zum Vergleich: Eine Kreissäge erreicht für den, der damit arbeitet, mühelos 100 Dezibel, Schnarcher bringen es auf bis zu 90 Dezibel, ein Rasenmäher verursacht ungefähr 70 Dezibel, ein Kühlschrank arbeitet mit etwa 40 Dezibel, und Schnee fällt nahezu lautlos mit 10 Dezibel.

Der Bezirk erklärt den Sachverhalt so: "Seit dem Start gab es jedes Wochenende Beschwerden von Anwohnern aufgrund des Lärms. Wir haben Herrn Zimpel aufgefordert die Lautstärke entsprechend zu begrenzen, um die Werte im Rahmen der erteilten Genehmigung einzuhalten. In dieser Genehmigung sind außerhalb des Zeltes Werte bis zu 40 Dezibel erlaubt. Bei Kontrollmessungen wurden aber an mindestens vier Wochenenden Überschreitungen festgestellt, teilweise um bis zu 18 Dezibel. Wir haben Herrn Zimpel daraufhin eine Einladung zu einer Anhörung zukommen lassen, um ihn zu befragen, was er dagegen tun wird. Andernfalls hätten wir die Genehmigung entziehen müssen. Nun hatt Herr Zimpel offenbar selbst die Konsequenzen gezogen."

Der erfahrene Party-Macher Zimpel (Ü30-Partys in Reinbek) sieht sich nun nach einem neuen Standort um: "Wir lagern die Zelte erstmal ein und werden im Frühjahr an der Ostsee wiedereröffnen. Ich verhandele bereits und habe einen Standort in der Nähe von Wismar im Auge".