In Bergedorf hat am Sonnabend eine der größten Discos Deutschlands eröffnet. Den Gästen war die Musik zu leise, Anwohnern zu laut.
Hamburg. Das Projekt ist spektakulär und ambitioniert: Bergedorf soll mit zwei Zelt-Discos zum Party-Mekka des Nordens werden. Doch schon am Eröffnungsabend gibt es Ärger. 15 Anwohner beschweren sich, die Musik sei zu laut. Stimmt, sagt das Bezirksamt. Die Schallmessungen in der Nacht ergeben einen Schalldruck von 50 Dezibel, das sind 16 Dezibel lauter als genehmigt. Zum Vergleich: Eine Kreissäge erreicht für den, der damit arbeitet, mühelos 100 Dezibel, ein Rasenmäher bringt es auf ungefähr 70 Dezibel, ein Kühlschrank arbeitet mit etwa 40 Dezibel, und Schnee fällt nahezu lautlos mit 10 Dezibel.
"Die Überschreitungen liegen meiner Meinung nach im Toleranzbereich", sagt Veranstalter und Investor Jörn Zimpel aus Geesthacht. "Das hier ist eben eine Disco und kein Museum." Der Frieden mit den Bürgern sei ihm aber sehr wichtig, deshalb wolle er nun die Zelte besser isolieren. Zur Not sei er sogar bereit, in die Zelte jeweils eine Halle zu bauen.
Beim Bezirksamt Bergedorf hat Zimpel einen guten Ruf. Er sei zuverlässig und mache, was er sage, heißt es. Mit Partys kennt sich der 42-Jährige, der jahrelang in Hamburg lebte, aus: Seit 20 Jahren veranstaltet er die bekannten Ü30-Partys in Reinbek. Dort kommen bis zu 2000 Besucher pro Abend.
Ob die Discozelte in Bergedorf am Freitag wieder öffnen dürfen, entscheidet das Bezirksamt nach den nächsten Lärmpegel-Messungen am Donnerstag, dazu werden die Lautsprecher testweise aufgedreht. Sollten die neuen Lärmschutzmaßnahmen greifen, werden am Freitag wohl wieder bis zu 3000 Menschen in die Zelte strömen. Ein Problem dürfte aber bleiben: Den Partygängern war die Musik in der Eröffnungsnacht zu leise. Sie fordern auf Facebook mehr Dezibel.
Die beiden Zelte zwischen Curslacker Neuer Deich und Schleusengraben konkurrieren mit ihrer Fläche von 2800 Quadratmetern um den Titel "Deutschlands größte Disco". Ähnlich viele Besucher fasst in Hamburg etwa die Alsterdorfer Sporthalle.
Die Genehmigung für die Disco gilt bis zum 30. April 2012. Falls es Probleme geben sollte, könnte das "Tentation" jederzeit umziehen. "Wir werben zwischen Flensburg und Kassel. Ich kann mir aber auch vorstellen, in München zu eröffnen", so Zimpel.