Nach dem Diebstahl eines toten Babys soll eine Spezialfirma den Tatort untersuchen. Klinikleitung will “besondere Maßnahmen“ entwickeln.

Hamburg. Das tote Baby , das aus der Asklepios-Klinik Altona (AK Altona) gestohlen wurde, bleibt verschwunden. "Bei uns sind bislang keine Hinweise eingegangen", sagte Polizeisprecherin Ulrike Sweden am Mittwoch. Die traumatisierten Eltern hoffen weiter, dass der Leichnam ihres kleinen Jungen gefunden wird.

"Wir wollen unser Kind zurück", sagt die Mutter, die mit ihrem Mann gleich zwei Schicksalsschläge durchstehen muss. Sie war am 11. Oktober, dem Tag vor dem geplanten Kaiserschnitt-Termin, mit Wehen in die Klinik gekommen. Doch das Herz des Kindes schlug nicht mehr, die Frau musste es tot zur Welt bringen. Ein Mitarbeiter holte den silberfarbenen Behälter mit dem in ein blaues Tuch gewickelten Baby ab. Doch auf dem Weg durch den Tunnel, der die Frauenklinik und die Pathologie verbindet, stellte der Mann die Box achtlos und entgegen den Vorschriften in einem Regal ab. Dass der Behälter samt Säugling verschwunden ist, fiel erst drei Tage später auf. "Das Handeln des Mitarbeiters war ein dramatischer Fehler", sagt Ingo Breitmeier, geschäftsführender Direktor des Krankenhauses. Die Klinikleitung will alles dafür tun, dass das Baby seiner Familie zurückgegeben werden kann. Für Hinweise hat die AK Altona 5000 Euro Belohnung ausgesetzt. Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 428 65 67 89 entgegen.

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Gestern kündigte das Krankenhaus an, weitere Konsequenzen zu ziehen. "Von jetzt an werden alle Säuglingsleichen in der Pathologie vorher angekündigt", sagt Asklepios-Sprecher Rudi Schmidt. So soll verhindert werden, dass das Fehlen eines toten Babys - wie im aktuellen Fall - erst auffällt, wenn der Bestatter das Kind abholen will. "Zudem wollen wir versuchen, im Rahmen eines Forschungsprojekts im Bereich Krankenhaus-Logistik und -IT ein Entwicklungsprojekt auf die Beine zu stellen", sagt Kliniksprecher Schmidt. Dabei sollen besondere Sicherheitsmaßnahmen im Fokus stehen.

Geplant sei darüber hinaus, eine Sicherheitsfirma zu beauftragen, erneut den sogenannten Versorgungstunnel im Untergeschoss, in dem der Behälter mit dem toten Jungen gestohlen wurde, zu begutachten. Dort Vorkehrungen - wie etwa elektronische Zutrittssysteme - einzuführen, dürfte jedoch schwierig werden. "Der Tunnel, in dem sich unter anderem die Pathologie, die Wäscherei, das Labor und das Krankengeschichtenarchiv befindet, dient auch als Rettungsweg", sagt Schmidt. Im Gegensatz zu Räumen wie den Kreißsälen im Perinatalzentrum, den Intensivstationen, dem OP-Trakt und der Pathologie ist der Tunnel dementsprechend nicht mit Zahlencode oder Schloss gesichert. "Zudem ist ein Krankenhaus kein Gefängnis."

Dass in Krankenhäusern Gegenstände abhanden kommen, ist ohnehin unvermeidbar. "Gestohlen wird grundsätzlich alles, was nicht fest geschweißt oder angemauert ist", sagt der Asklepios-Sprecher. Teller, Geschirr, Matratzen, Kinderbettchen und Lampen seien nur einige Beispiele. Auch nicht weggeschlossene Laptops oder Fahrräder seien bei Dieben beliebt, bestätigt Christine Jähn, Sprecherin des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE). "Die verzeichneten Diebstähle haben so gut wie alle mit unabgeschlossenen Bürotüren, gekippten Fenstern oder offen herumliegenden Wertgegenständen zu tun." Öffentlich zugänglich sind im UKE "die regulären Wege auf die Normalstationen und zu den Patientenbereichen". Ansonsten verfüge die Klinik über elektronische Zutrittssysteme. "Jeder Mitarbeiter besitzt einen Ausweis, der gleichzeitig als Türöffner für die Bereiche dient, die für die Arbeit benötigt werden", sagt Jähn. Ähnliche Sicherheitsvorkehrungen gibt es auch in dem im Februar 2011 eröffneten Agaplesion-Diakonieklinikum in Eimsbüttel. "Wir haben ein modernes EDV-Schließsystem. Jeder Mitarbeiter hat einen elektronischen Chip, mit dem er Zutritt zu bestimmten Arbeitsbereichen hat", sagt Sprecherin Ute Schlemmer. Vor Dieben ist die Klinik aber nicht sicher. "Sogar ein Gebiss und Wandbilder wurden schon gestohlen."