Noch gibt es keine Mieter, deshalb stockt die Sanierung. Für Wohnungsbau ist es zu laut. Dabei waren die Pläne schon weit gediehen.
Hamburg. Schöne neue „Spiegel“-Welt. Nach mehr als 40 Jahren an der Willy-Brandt-Straße ziehen die 1100 „Spiegel“-Mitarbeiter derzeit in ihre neue Heimat um: einen modernen Glasbau in der HafenCity. Die alte Heimat steht bald leer: die „Spiegel“-Gebäude an der Willy-Brandt-Straße. Und das auf unbestimmte Zeit. Denn die geplanten Wohnungen in einem Neubau auf dem Areal hat der Bezirk Mitte wegen der zu großen Lärmbelastung nicht genehmigt. Und für Büros in den alten Hochhäusern gibt es noch keinen Mieter – und so will der Eigentümer, die Immobiliengesellschaft IVG aus Bonn, die Gebäude nicht sanieren.
Dabei waren die Pläne schon weit gediehen: Die Gebäude sollten komplett saniert und modernisiert werden. Die allen Hamburgern bekannte Fassade soll erhalten bleiben – ähnlich wie beim Unileverhaus. „Im Wesentlichen hängt der Baubeginn davon ab, dass wir Mieter gewinnen“, sagt Lars Flechsig, Geschäftsführer der IVG. Doch ein Mieter sei noch nicht gefunden, und einen konkreten Zeitpunkt für die Sanierung gebe es deshalb nicht, so Flechsig. Der Bezirk drängt aber auf eine baldige Entscheidung. „Wir haben überhaupt kein Interesse daran, dass die Gebäude auf der sogenannten ,Spiegel‘-Insel längerfristig leer stehen“, sagt Michael Mathe, Leiter des Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk Mitte. Schließlich stehen die Gebäude an einer zentralen und stadtbildprägenden Stelle. „Deshalb hatten wir ja so früh einen Wettbewerb ausgelobt.“ In der Tat hatte die Stadt bereits 2009 Ideen für die Nutzung und Bebauung des Areals gesucht. Der Siegerentwurf des Architekturbüros Rhode Kellermann Wawrowsky (RKW) aus Düsseldorf sah aber Wohnbebauung vor. Doch das ist rechtlich nicht machbar. Denn Gutachten haben ergeben, dass das Gelände wegen zu hoher Lärm- und Abgasemissionen ungeeignet ist.
+++ Meisterstück von Verner Panton +++
+++ Von der Brandstwiete in die HafenCity +++
Um zu verhindern, dass an prominenter Stelle jahrelang eine Brachfläche steht, ist der Bezirk auf den Investor zugegangen. „Wir brauchen Wohnungen in der Innenstadt, deshalb haben wir dem Investor einen Ausgleich vorgeschlagen“, sagt Lars Schmidt-von Koss, Pressesprecher des Bezirksamts Mitte. Dabei geht es um den sogenannten Allianz-Komplex am Großen Burstah, der ebenfalls in IVG-Besitz ist. Zurzeit gibt es in dem Hochhaus auf rund 31.000 Quadratmetern Büros und Geschäftsflächen, die nun in lukrative Wohnungen umgewandelt werden sollen. „Wir prüfen diesen Standort“, sagte IVG-Geschäftsführer Flechsig dem Abendblatt.
Der Bezirk spricht von einem Agreement: Sanierung der alten „Spiegel“-Gebäude und gewerbliche Vermietung – und im Gegenzug die Umwandlung in Wohnungen im Allianz-Komplex. „Die Entwicklung auf der .Spiegel‘-Insel muss das Wohnen bei Allianz sichern“, formuliert Michael Mathe. „Das ist ein Agreement, das mit Oberbaudirektor Jörn Walter abgestimmt und auch der IVG bekannt ist.“
Dabei könnte sich der Bezirk an der Willy-Brandt-Straße durchaus auch ein Hotel vorstellen. „Das könnte man geschickt entwickeln“, sagt Mathe. „Der Hotelbetrieb würde auch nach Büroschluss für eine gewisse Lebendigkeit auf der ,Spiegel‘-Insel sorgen.“ Die IVG will das zumindest prüfen, hat aber noch keinen Bauantrag gestellt.
Dafür aber den für die Sanierung der beiden Hochhäuser. „Wir sind gerade in der Endabstimmung mit den Behörden, insbesondere mit dem Denkmalschutzamt“, sagt Flechsig. Der Skelettbau aus Glas und Stahlbeton und das ehemalige IBM-Gebäude – beide erbaut von Werner Kallmorgen – gelten unter Experten als stilprägende Bauwerke der 1960er-Jahre. Die möglicherweise noch lange leer stehen werden.