Nach über 40 Jahren in der Brandstwiete bezieht “Der Spiegel“ in der kommenden Woche seine neue Heimat: einen modernen Glasbau in der HafenCity.

Hamburg. Deutschlands führendes Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ bezieht eine neue Adresse in der Hamburger Innenstadt: Nach mehr als 40 Jahren ziehen die Mitarbeiter des Spiegel-Verlags vom 5. September an aus dem veralteten Hochhaus an der Hamburger Brandstwiete in Etappen in einen 13-geschossigen Neubau. Dieser Glasbau an der Ericusspitze 1 liegt am östlichen Ende des städtebaulichen Großprojekts HafenCity an der Elbe - mit der Elbphilharmonie am westlichen Ende.

Mit der „Spiegel“-Redaktion und der Verwaltung zieht die Mediengruppe bis Ende September auch die Mitarbeiter von „Spiegel Online“, von Spiegel TV und „Manager Magazin“ am neuen Standort zusammen. 1100 Beschäftigte werden nach Verlagsangaben in dem lichten Atrium-Gebäude – mit bodenlangen Fenstern und Brücken quer über die Etagen – arbeiten. Bei Baubeginn des neuen Medienhauses im Jahr 2008 war von Investitionen in Höhe von rund 110 Millionen Euro die Rede. Der Verlag mietet es vom Bauherrn und Investor, der Hamburger Immobilienfirma Robert Vogel.

Bei der Grundsteinlegung im November 2008 sagte Verlagsgeschäftsführer Ove Saffe zum neuen Standort freudig: „Das „Sturmgeschütz der Demokratie“ dort anzusiedeln, wo einst eine Festung stand – das ist eine Idee, die mir gut gefällt.“ Er sagte das mit Blick auf die historischen Wallanlagen, die die Hansestadt einst vor Eindringlingen schützten. Und er kündigte damals an: „Wir werden zusammenrücken und noch stärker werden.“ Bei Erlösen von mehr als 300 Millionen Euro war die Umsatzrendite 2010 erneut zweistellig.

Als „Sturmgeschütz der Demokratie“ bezeichnete Herausgeber Rudolf Augstein (1923-2002) das 1947 von ihm gegründete Magazin, das etliche Polit-Skandale aufgedeckt hat. 1969 waren die Blattmacher in Hamburg in einen Glasturm vis-à-vis der historischen Speicherstadt eingezogen, von dort expandierte der Verlag zur Mediengruppe. Flaggschiff ist nach wie vor das Magazin mit mehr als 951 600 verkauften Exemplaren im 2. Quartal 2011 ( IVW -geprüft).

Das neue Medienhaus mit einer Bruttogeschossfläche von 30 000 Quadratmetern steht auf einem sturmflutsicheren Sockel aus Ziegelstein. Markant ist ein zurückversetzter Gebäudeteil, wodurch die östliche Fassade wie ein umrahmtes großes Fenster wirkt. Terrassen und Plätze um das Gebäude sollen den Zugang an die Elbe auch für die Bevölkerung ermöglichen.

Die Bauarbeiten konnten die Verlagsmitarbeiter gut von ihrem nur wenige Gehminuten entfernten alten Arbeitsplatz beobachten. Von dort wurde ein Teil der denkmalgeschützten, farblich schrillen Kantine in die Snackbar des neuen Gebäudes übertragen. Ein weiterer Teil ging an das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Die alten Gebäude könnten zum Hotel werden.

Auf eine Klimaanlage wird verzichtet: „Die Nutzung von Geothermie, dreifach verglasten Fenstern und temperaturausgleichenden Wasserrohren trägt dazu bei, dass der Primärenergieverbrauch unter 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr liegen wird“, teilte der Verlag mit. Geplant wurde der Neubau vom dänischen Architekturbüro Henning Larsen Architects, das auch die künftige Siemens-Konzernzentrale in München entworfen hat. (dpa)