Äußerst vielschichtig sind die Beziehungen von Johannes B. Kerner zum "Spiegel". Bisher war der TV-Moderator in erster Linie Kunde der Unternehmenstochter Spiegel TV Infotainment , die für die Produktion seiner Talkshow im ZDF verantwortlich ist. Seit dem 24. März ist er - rückwirkend zum 1. Januar - auch Gesellschafter der Produktionsfirma. Kerner hält nun acht Prozent der Anteile der "Spiegel"-Tochter.
Der zeitliche Zusammenhang zur Ankündigung des Moderators, das ZDF verlassen zu wollen, passt gut. Mit Kerners Wechsel zu Sat.1, wo Spiegel TV Infotainment auch sein wöchentliches Magazin produzieren wird, habe sein Einstieg bei der Produktionsfirma aber nichts zu tun, sagt eine Verlagssprecherin. Doch wie der Zufall will, wird Spiegel TV Infotainment einen weiteren Sat.1-Neuzugang unter seine Fittiche nehmen, der den Öffentlich-Rechtlichen den Rücken gekehrt hat: Die Firma produziert die neue Late-Night-Show von Oliver Pocher . Darüber freut sich bestimmt auch Neugesellschafter Kerner, der - wie es in Branchenkreisen heißt - seinen Anteil wieder zurückgeben muss, sollte er der "Spiegel"-Firma den Auftrag zur Produktion seines Sat.1-Magazins entziehen.
Als Objekt der Berichterstattung findet Kerner in "Spiegel"-Medien hingegen kaum statt. Dafür tritt er schon mal, trotz der engen Beziehung zum Medienhaus an der Brandstwiete, für dessen Wettbewerber als Moderator auf: Den Auftrag zur Produktion der im Internet-TV verbreiteten Bundesliga-Sendung der Telekom gewann Constantin Medien wohl auch mit der Zusage, den beliebten Kerner zu gewinnen. Als härtester Konkurrent im Wettbewerb konnte Spiegel TV, die Mutter der Spiegel TV Infotainment, ein solches Versprechen nicht abgeben.
Vergangenen Donnerstag stellte Verleger Alfred Neven DuMont mit seinem Vertrauten Peter Pauls Ressortleitern der "Berliner Zeitung" einen Drei-Stufen-Plan zur Zusammenarbeit mit der "Frankfurter Rundschau" vor. Bei der Kooperation werden die Hessen offenbar die Führung übernehmen. Die Berufung eines neuen Chefredakteurs für das Hauptstadtblatt soll in 14 Tagen erfolgen.
Die ARD arbeitet an einer interaktiven Version der 20-Uhr- "Tagesschau" . Das neue Format, das vertiefende Informationen zur TV-Ausgabe anbieten soll, könnte im Sommer ins Netz gehen. Im vergangenen Jahr hatte die ARD eine interaktive Ausgabe der "Tagesthemen" entwickelt, dieses Projekt aber nicht weiterverfolgt: Die Produktion war zu teuer. Deshalb soll bei der interaktiven "Tagesschau" bereits vorhandenes Material verwendet werden. Als Versuchsballon für das neue Angebot gilt eine interaktive Version des NDR-Medienmagazins "Zapp" , die voraussichtlich Ende Mai online geht.
Am Freitag tagte bei Gruner+Jahr unter Leitung von Verlagschef Bernd Buchholz die Geschäftsleitung von G+J Deutschland. Die anwesenden Verlagsgeschäftsführer berieten offenbar über Sparmaßnahmen. In Verlagskreisen gilt es als denkbar, dass - nach Vorbild der "Brigitte" - auch bei anderen Titeln des Hauses Print und Online enger miteinander verzahnt werden. Zudem soll bei allen großen Blättern des Hauses sensibel gespart werden. Wie das geht, exerziert der "Stern" vor, der sein teures und großes Büro am Münchner Viktualienmarkt schließt. Ein Reporter wird nach Hamburg zurückbeordert. Büroleiter Georg Wedemeyer bezieht ein Büro im Verlagshaus an der eher tristen Weihenstephaner Straße, wo auch die übrigen Münchner G+J-Titel ( "Eltern" , "P.M." ) sitzen.