Seit Jahren ist es die wohl beste Nachricht für Blohm + Voss: Der Bremer Konkurrent Lürssen hat ein Angebot für die Übernahme des bekanntesten deutschen Schiffbauunternehmens vorgelegt. Nach langer Hängepartie bedeutet das eine neue Perspektive für Blohm + Voss.
Diese Nachricht allerdings scheint in der Stadt kaum jemanden zu erfreuen. ThyssenKrupp, bislang noch Eigner der Hamburger Werft, tut die Offerte des hoch seriösen Familienunternehmens von der Weser als unseriös ab. Der Betriebsrat von Blohm + Voss fürchtet reflexartig den Abbau von Stellen. Und der SPD-geführte Hamburger Senat schweigt zu dem Vorgang, wie bereits die schwarz-grüne Koalition zuvor.
Die Situation ist surreal. Nach fast zweijähriger Dauer waren die Verhandlungen zwischen ThyssenKrupp und Abu Dhabi Mar über einen Verkauf von Blohm + Voss im Juni gescheitert. Nun bastelt der Düsseldorfer Stahl- und Industriekonzern an einer Notlösung. Der britische Investmentfonds Star Capital Partners soll den zivilen Schiffbau von Blohm + Voss übernehmen, der militärische Teil soll bei ThyssenKrupp bleiben.
Völlig offen ist, ob die Briten die Hamburger Werft übernehmen werden, vor allem aber, was sie damit wollen. Ein unternehmerisches Gesamtkonzept ist bei Blohm + Voss mit seinen Sparten Marineschiffbau, Yachtbau, Reparaturbetrieb und Maschinenbau schon lange nicht mehr zu erkennen. Wenn eine andere deutsche Werft eine solche Strategie an der Elbe etablieren könnte, dann Lürssen. Es wäre die Chance, eine neue Kraft im deutschen Schiffbau zu schaffen - für Blohm + Voss wohl die letzte.