350.000 Fans feiern friedlich Deutschlands größtes Schlager-Spektakel in Hamburg. Viele trösten sich mit Alkohol über den Regen hinweg.

Hamburg. Deutschlands größtes Schlager-Spektakel steigt auch bei Schietwetter: Rund 350.000 Menschen haben am Sonnabend dem Dauerregen in Hamburg getrotzt und ausgelassen den 15. Schlagermove gefeiert. Das „Festival der Liebe“ ging erneut im Amüsierviertel St. Pauli über die Bühne. 45 bunt geschmückte Musik-Trucks schlängelten sich an Landungsbrücken und Fischmarkt vorbei und fuhren über die Reeperbahn. Mit Kultschlagern aus den 60er und 70er Jahren beschallten sie die feiernden Zuschauer an den Straßen. Auf den Party-Wagen tanzten Schlager-Ikonen wie Jürgen Drews, Costa Cordalis und Roberto Blanco.

Das Fest verlaufe weitgehend friedlich, aber mit extrem viel Alkohol. „Die Krankenhäuser sind voll mit stark alkoholisierten Personen“, gab der Feuerwehr-Lagedienst am Abend bekannt. Die Einsatzkräfte hätten rund um die Strecke der Musik-Parade in St. Pauli sehr viele Betrunkene aus dem Verkehr ziehen müssen. „Die haben wohl das schlechte Wetter mit Alkohol weggetröstet“, hieß es bei der Feuerwehr. Über die genaue Zahl der Promille-Einsätze gab es am frühen Abend noch keine Angaben. „Wir sind noch mittendrin.“

Mit schrillen Kostümen und knallbunten Perücken, Sonnenblumen und Luftballons, Seifenblasen und Konfetti sorgten die Schlager-Fans für eine farbenfrohe Karawane unter dem grauen Himmel. Der Schlagermove zwischen Kiez und Hafen gilt als Karneval des Nordens: Ob in Glitzerjacken oder mit Hawaiiketten, Schlaghosen oder Hotpants, Plateauschuhen oder goldenen Stiefeln, als Elvis Presley oder Biene Maja verkleidet – kaum jemand war ohne Kostüm erschienen. Manche schützten sich mit Regenumhängen – durchsichtigen natürlich, um die fantasievollen Schlager-Outfits nicht zu verbergen. Andere kamen gleich im Bademantel und mit Duschhaube.

„Moskau, Moskau“ dröhnte es immer wieder aus den Lautsprechern, „Hossa, Hossa, Hossa! (Fiesta Mexicana“) und „Anita“ – ganz St. Pauli ein Schlager-Land. Wer da immer noch nicht mitsang und -tanzte, wurde von den DJs auf den Trucks kräftig angefeuert: „Hamburch, lasst uns feiern! Es ist Partyzeit, die Hände gehen nach oben“, riefen sie den Schlager-Jüngern am Straßenrand immer wieder zu, „klappt mal die Regenschirme zu oder seid ihr aus Zucker?!“ Ein Ohrwurm folgte dem anderen auf der 3,3 Kilometer langen und etwa drei Stunden dauernden Parade, die für ihre friedlich-fröhliche Stimmung bekannt ist. Der Regen sorgte nur für ein Meer aus bunten Regenschirmen, nicht aber für schlechte Laune.

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Aus den verschiedensten Ecken Deutschlands waren Besucher zum Schlager-Spektakel angereist. Caroline Müller und Miriam Neumeyer aus Aschaffenburg, bunt kostümiert und eine Sektflasche in der Hand, waren „total begeistert“ von der Stimmung. Ein bisschen fühlten sich die beiden Mittdreißigerinnen aus Bayern an das Oktoberfest erinnert - „auch wenn sich das nicht wirklich vergleichen lässt“. Nicht so weit hatten es die beiden Teenager Bonny und Nina aus dem Kreis Pinneberg, die viele der alten Lieder kannten – „von unseren Müttern“. Und die 29-jährige Jana Sonnenstuhl bedauerte: „So etwas fehlt uns leider in Berlin.“

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) übertrug den Umzug zeitweise live im NDR Fernsehen und war selbst mit dem Truck „Unser Laster ist Musik“ in der Parade vertreten. Dort zeigte sich Schlager-Star Jürgen Drews („Ein Bett im Kornfeld“) restlos begeistert von der Stimmung. „Wenn der Job, den ich mache, Arbeit wäre, hätte ich schon lange aufgehört“, rief er ins Mikrofon. Was man für eine gute Schlagerparty braucht, wusste Costa Cordalis („Anita“): „Hamburg! Das reicht völlig!“ Und Robert Blanco („Ein bisschen Spaß muss sein“) war sich sicher: „Eine tolle Fete! So etwas gibt's nur in Rio und in Hamburg!“.