Das weltweite Geschäft mit Windkraft wird künftig von der Elbe aus geführt. Siemens plant Schaffung von mehreren Hundert Arbeitsplätzen.
Hamburg. Der Standort Hamburg bekommt im Geschäft mit der Windkraft noch einmal neuen Schub. Der Elektronikkonzern Siemens verlegt sein weltweites Geschäft mit Windturbinen nach Abendblatt-Informationen aus dem dänischen Brande an die Elbe. Neben Repower Systems und Nordex wird dies bereits die dritte Zentrale eines international bedeutenden Windturbinenherstellers sein. Hinzu kommen Vertretungen oder Forschungseinrichtungen führender Windkraftunternehmen wie Vestas, Suzlon oder General Electric. Mehr als 4000 Arbeitnehmer rechnet die Stadt mittlerweile der Windkraftindustrie in Hamburg zu. Siemens will den Informationen zufolge in der Hansestadt in den kommenden Jahren mehrere Hundert zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.
Immer mehr zahlt sich die Strategie der Stadt aus, Hamburg durch Werbung und Förderung zu einem Zentrum der erneuerbaren Energien wie Windkraft, Solartechnologien oder Biomasse zu machen, aber auch für die Vermarktung von Ökostrom oder den Aufbau dezentraler Versorgungsstrukturen. So haben auch Greenpeace Energy und Lichtblick, beide führende Anbieter von Ökostrom, ihren Hauptsitz in Hamburg.
1300 Mitarbeiter beschäftigt Siemens derzeit in seiner Hamburger Niederlassung nahe dem Berliner Tor. Der Weltkonzern führt von hier aus sein Geschäft für Norddeutschland. Eine besonders wichtige Rolle spielen für das Unternehmen in Hamburg die Themen Energieeffizienz und erneuerbare Energien. So siedelte Siemens 2009 in der Stadt seine Europazentrale für das Geschäft mit Windturbinen an. Der Konzern zählt zu den Sponsoren der Umwelthauptstadt Europas 2011.
Erst im Jahr 2004 war Siemens mit der Übernahme des dänischen Herstellers Bonus in das Geschäft mit Windturbinen eingestiegen, baute das Geschäft in Brande dann aber zügig aus. Weltweit erwirtschafteten rund 7700 Mitarbeiter der Siemens-Windkraftsparte im vergangenen Geschäftsjahr des Konzerns gut 3,2 Milliarden Euro Umsatz, der Auftragsbestand umfasst derzeit nach Konzernangaben etwa elf Milliarden Euro. Siemens liegt auf Rang fünf der weltweit führenden Hersteller von Windturbinen und strebt Rang drei an.
Bislang rechnet Siemens seiner Windkraftsparte in Hamburg rund 170 Mitarbeiter zu. Sie verantworten unter anderem das Vertriebsgeschäft für Europa. Dieses wird im Gegenzug für die Verlagerung des weltweiten Geschäfts in den kommenden Monaten nach Brande abwandern. Unmittelbar verbunden mit dem Windkraftgeschäft ist die Vermarktung von Umspann-Plattformen, die den Strom aus Offshore-Windparks vor den Küsten zu den landseitigen Netzen weiterführen. In dieser Sparte beschäftigt Siemens in Hamburg derzeit rund 70 Mitarbeiter.
Das Geschäft mit erneuerbaren Energien in Deutschland steht nach dem Beschluss der Bundesregierung zum Atomausstieg vor einem neuen Boom. Das Gros der deutschen Stromversorgung soll in den kommenden Jahrzehnten schrittweise von erneuerbaren Energietechnologien übernommen werden. Der Windkraft kommt dabei in Norddeutschland die herausragende Rolle zu. Neben Tausenden Anlagen an Land, die bereits in den Küstenländern installiert sind, beginnt nun auch der technologisch anspruchsvolle Aufbau von Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee.
Obgleich der Anteil des in Hamburg selbst erzeugten Ökostroms gering ist, hat sich die Hansestadt frühzeitig am Markt für erneuerbare Energien positioniert. Vor allem der heutige Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos), zuvor Präses der Handelskammer, betrieb seinerzeit die Bildung eines sogenannten "Clusters", einer Ansammlung von Unternehmen aus den erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz.
Auch der Schiffbau in Hamburg setzt mittlerweile auf dieses Geschäftsfeld: Deutschlands älteste Werft, Sietas in Neuenfelde, baut in nächster Zeit für das niederländische Unternehmen Van Oord eine Montageplattform für Offshore-Windparks und hofft auf weitere Aufträge dieser Art.