Ein Farbenmeer aus schrillen Kostümen, knalligen XXL-Sonnenbrillen und tanzenden Schlager-Fans überschwemmte St. Pauli.

Hamburg. 300 000 Besucher feierten nach Polizeiangaben den hanseatischen Karneval namens Schlagermove. Der Veranstalter spricht sogar von 500.000 Feierfreudigen. 44 rollende Schlagerbühnen starten um 15 Uhr auf die rund drei Kilometer lange Partyrunde . Eine von den Hunderttausenden, die neben den bunt geschmückten Wagen feiern, ist Julia Küchenmeister aus Wilhelmsburg. Die 21-Jährige trägt eine überdimensionale Sonnenbrille, strahlt mit der Sonne um die Wette und tanzt ausgelassen zu Marianne Rosenbergs „Er gehört zu mir“. Ein weiterer Favorit der Schlagerliebhaberin ist Trude Herrs „Ich will keine Schokolade“.

Ich will lieber einen Mann, trällert Herr bekanntlich weiter. Einen Mann hat Stefanie Brassat gefunden. Die 26-Jährige funktioniert den Schlagermove kurzerhand zur Verlobungsparty um. Ausgelassen feiert sie zusammen mit ihrem Freund André Meincke das „Festival der Liebe“. Am Vorabend hatte ihr der 28-Jährige, der als „Stutenandy“ verkleidet war, auf der Alster einen Heiratsantrag gemacht. „Ich habe sofort ja gesagt“, sagt die als „Sunny“ Verkleidete und streicht über ihren Verlobungsring.

Von Männern nichts wissen wollen dagegen fünf als Bienen verkleidete Freundinnen. Ihr Lieblingsschlager? „Natürlich Biene Maja“, rufen Tanja, 32, Claudia, 31, Saskia, 35, Nadine, 31, und Andrea, 31, gleichzeitig. Im Gleichschritt schunkeln nur wenige Meter weiter Simon und Musti. Die 28- und 27-Jährigen Schlager-Fans sind extra aus Stuttgart angereist und zum ersten Mal in der Schlagerhauptstadt Hamburg. Als was sie gehen beim hanseatischen Karneval? Die beiden tragen eintönig orange-braun-karrierte Anzüge und fallen damit richtig auf in der bunten Masse. „Wir sind einfach Schlageraffen“, sagt Simon und zieht lachend weiter. So viel Selbstironie bewiesen nicht alle Besucher. Friedlich gefeiert haben nicht alle Schlager-Fans. 254 Polizisten nahmen 17 Personen vorläufig fest und weitere 17 vorläufig in Gewahrsam. Sanitäter mussten 262 Mal Betrunkenen helfen, 234 Personen kamen sogar in Krankenhäuser. „Das ist allerdings nicht so viel angesichts der hohen Besucherzahl“, sagt Polizeisprecher Holger Vehren.

„Hossa!“ wird also auch kommendes Jahr wieder durch die Straßen auf St. Pauli hallen. Der 15. Schlagermove ist für das erste Juli-Wochenende 2011 geplant.

SCHÖNE MAID UND FIESTA MEXICANA