Ein 17-Jähriger aus Schleswig-Holstein will den Party-Rekord von Thessa aus Hamburg brechen und über Facebook 20.000 “Freunde“ für seinen Geburtstag rekrutieren.

Hamburg. Ein vergessenes Häkchen und seine Folgen: Nach der ungewollten Mega-Party in Hamburg wegen einer versehentlich öffentlich gemachten Einladung bei Facebook tummeln sich in dem sozialen Netzwerk offenbar erste Nachahmer.

Dabei hervor tat sich vor allem ein 17-Jähriger Facebook-Nutzer aus Schleswig-Holstein. Eine Einladung des Jugendlichen zum 18. Geburtstag wurde allerdings gelöscht - aber von Facebook selbst. "3700 hatten online schon zugesagt, dann kam eine Mail von Facebook: Die Veranstaltung wurde gelöscht“, berichtete das Abendblatt. "Mir wurde mitgeteilt, dass sie eventuell nicht im Interesse der Community sei“, sagte der junge Mann.

Der 17-Jährige habe sich indessen davon nicht bremsen lassen und mit einem neuen Account die Einladung noch mal verschickt. Auf dem Stadtfest in Ahrensburg (Kreis Stormarn) will er mit mehr als 20.000 Gästen feiern - und Thessa toppen.

Bereits am Freitag, dem Tag der Hamburger "Thessa-Party", war die Feier eines 17-Jährigen in Bayern, der via Facebook zu seinem Geburtstag eingeladen hatte, aus dem Ruder aus dem Ruder gelaufen. Wie die Polizei in Augsburg am Montag mitteilte, hatten sich insgesamt 300 Jugendliche an einem Baggersee nahe der schwäbischen Ortschaft Kissing versammelt, um mit dem 17-Jährigen zu feiern. Anwohner alarmierten wegen der lauten Musik die Polizei.

Nachdem die Gäste auch nach Lautsprecherdurchsagen die Party nicht beenden wollten, schalteten die Beamten das Notstromaggregat aus. Anders als die 16-jährige Thessa aus Hamburg hatte der Jugendliche seine Gäste über Facebook jedoch ausdrücklich eingeladen, sagte ein Polizeisprecher. Am Sonnabend waren durch eine Panne etwa 1600 Menschen zur Geburtstagsfeier der Teenagerin in die Hansestadt gekommen – sie hatte jedoch nur im kleinen Kreis feiern wollen.

Die Hamburger Party findet inzwischen auch international Beachtung. Als eine der ersten ausländischen Medien griff die US-amerikanische Online-Zeitung Huffington Post Thessas Facebook-Party auf - knapp 600 Kommentare einen Tag nach Veröffentlichung zeugen von Interesse auch innerhalb der Facebook-Community jenseits des Großen Teichs.

Unterdessen scheint Thessa selbst genug von Facebook zu haben. "Ich habe auch erst mal die Schnauze voll, bin nicht mehr bei Facebook“, sagte die nun 16-jährige Hamburgerin der "Bild“-Zeitung. "Ich brauche es auch gar nicht – echte Freunde melden sich per Telefon.“ Die Gymnasiastin wehrte sich außerdem gegen Vorwürfe, sie habe das alles inszeniert. Im Laufe der Party hatte es Schlägereien, brennende Mülltonnen und demolierte Autos, Verletzte und Festnahmen gegeben.

"Das tut mir alles so schrecklich leid, das habe ich nicht gewollt“, zitierte die Zeitung am Dienstag Thessa. "Als ich abends bei meiner Oma auf dem Sofa saß und hörte, was da los ist, war ich total geschockt.“ Am nächsten Morgen habe sie sich sofort bei den Nachbarn entschuldigt. In der Geburtstagsnacht am Wochenende hatte Thessa nach eigenen Angaben zwar noch einmal ihr Facebook-Profil aktiviert – "aber nur um an meine echten Freunde zu schreiben“. Danach habe sie es sofort wieder gelöscht.

Lesen Sie auch den Abendblatt-Bericht aus der Regionalausgabe Stormarn (7. Juni):

Die Polizeiverwaltung prüft weiter, ob die Familie der 16-jährigen Thessa für den Polizeieinsatz bei ihrer wohl unfreiwilligen Großparty in die Kostenpflicht genommen werden kann. Die Höhe der Kosten steht noch nicht fest.

Thessa hatte über das Internetportal Facebook Freunde zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen, dabei aber vergessen, die Einladung mit einem "Privat"-Häkchen zu versehen (wir berichteten). Daraufhin waren 1500 zumeist jugendliche Besucher in die ruhige Wohnstraße gekommen. In der Nacht hatte es Ausschreitungen, Schlägereien und Sachbeschädigungen gegeben. Die Familie hat sich Berichten zufolge bei den Nachbarn entschuldigt - und eine Sprecherin beauftragt, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Wie gestern bekannt wurde, hatte das Mädchen, das während der "Party" nicht anwesend war, offenbar über Facebook zum Weitermachen aufgefordert.

Ihr Fall macht anscheinend Schule: Ein 17-Jähriger will seinen Geburtstag am Freitag mit 20 000 Gästen auf dem Ahrensburger Stadtfest feiern. Über Facebook hat er eine öffentliche Einladung ausgesprochen. "Was Thessa nicht hinbekommt, schaffe ich allemal. Sagt allen euren Freunden Bescheid", soll der 17-jährige Lukas (Name geändert) in seiner Einladung geschrieben haben. Um sich abzusichern, habe er hinzugefügt, dass er keine Haftung übernimmt. "Es ist ja eine öffentliche Veranstaltung. Wenn jemand was bezahlen muss, dann der Steuerzahler", sagt er. Die Idee kommt in Ahrensburg nicht allzu gut an. Bürgermeister Michael Sarach sagt: "Ich will nichts dramatisieren, aber wenn 5000 Leute zusätzlich kommen, ist das eine Herausforderung für Polizei und Ordnungsamt." Sarach will mit der Polizei sprechen, um auf alle Szenarien vorbereitet zu sein.