Die Hartnäckigkeit der Polizei im Fall Dennis hat sich ausgezahlt
Nachdem der mutmaßliche Mörder des neunjährigen Dennis gefasst ist, fällt ein Wort besonders oft: Erleichterung. Nicht nur am Wohnort der Familie des getöteten Jungen wurde die Nachricht von der Festnahme positiv aufgenommen. Jeder Mutter, jedem Vater ging wohl der gleiche Gedanke durch den Kopf: Gott sei Dank, dass dieser Mann hinter Gittern ist und meinem Kind - und anderen - nicht mehr gefährlich werden kann. Dass der Täter seine Opfer in Schullandheimen und Zeltlagern suchte und fand, hatte über Jahre hinweg die schlimmsten Ängste bei Eltern geschürt. Schon die Sorge, dass dem Sohn oder der Tochter im Alltag etwas passieren könnte, geht ins Innerste. Die Vorstellung jedoch, dass in einem durch Erzieher oder Lehrer geschützten Bereich eine möglicherweise tödliche Bedrohung lauern kann und man selbst das Kind dorthin geschickt hat, ist einer der größtmöglichen Albträume. Oder, wie es Franz Grillparzer mal ausgedrückt hat: Alle Unruhe des Menschen entspringt aus der Fantasie. Der "schwarze Mann", der nachts Kinder aus dem Haus raubt, sich an ihnen vergeht und sie umbringt - entsetzlich.
Auch unter den Fahndern der Soko Dennis, die beinahe zehn Jahre lang nicht locker ließen und nach dem Täter suchten, waren Väter und Mütter. Manchmal habe er selbst nicht mehr an den Erfolg geglaubt, sagt einer der Polizisten. Aber der Familienvater machte trotzdem weiter. Über 8000 Spuren wurden verfolgt, dicke Akten angelegt, Hunderte Überstunden angehäuft. Das ist wenig spektakulär. Doch nach jetzigem Stand ist es dieser Hartnäckigkeit zu verdanken, dass Dennis' Mörder am Ende gefasst werden konnte - sollten nicht im Nachhinein noch Pannen ans Licht kommen, beispielsweise wegen der ersten Vernehmung des Verdächtigen schon im Jahr 2007. Und wer weiß, ob nicht durch den dauerhaften Ermittlungsdruck weitere Taten des in Hamburg lebenden Mannes verhindert worden sind. Es war diesmal keine DNA-Spur, die zum Erfolg führte. Es war der wiederholte Versuch, den entscheidenden Hinweis, das wesentliche Indiz aufzuspüren. Am Ende gelang es, den Täter zu "entmonstern", wie es Polizei und Staatsanwaltschaft ausdrückten. Das Böse hat einen Namen.
Polizeiarbeit kritisch zu hinterfragen, ist richtig und wichtig. Dazu gehört auch, zu sagen: Das war gute Arbeit. Für die Eltern von Dennis und die Familien der anderen Opfer gibt es seit Freitag Gewissheit. Trost gibt es für sie nicht.