Wo einst Prostitution und Drogenhandel das Straßenbild prägten, wohnen heute Promis wie Moderator Tobias Schlegl, Schauspieler Kostja Ullmann und Sängerin Ina Müller. Die Lange Reihe in St. Georg ist der Inbegriff für die Verwandlung eines Viertels in Hamburg - mit allen positiven wie negativen Begleiterscheinungen. Das größte Problem: Das Viertel steht nicht mehr jedem offen. Wer in der Langen Reihe wohnen will, muss Geld haben - viel Geld.
Genau diese Entwicklung droht jetzt dem beliebten Szeneviertel Sternschanze. Seit Jahren steigen die Mieten kontinuierlich, nun ziehen die Kaufpreise für Wohnungen an, explodieren geradezu. Nach und nach ziehen in das bisher kreative Viertel mit individuellen Läden, bunt gemischter Gastronomie und bewusst alternativer Szene Branchenriesen wie McDonald's, Adidas und nun auch noch Görtz - und geben die Schanze damit der Beliebigkeit preis. Auf Dauer werden die kleinen Einzelhändler am Ort nicht imstande sein, den finanziellen Möglichkeiten der Ketten etwas entgegenzusetzen. Und diejenigen, die einst das Gesicht der Schanze geprägt haben, werden sich die Wohnungspreise künftig nicht mehr leisten können und weiterziehen.
Wenn es die Stadt nicht endlich schafft, dass ausreichend Wohnungen gebaut werden - und zwar in den Vierteln, in denen die Bürger leben wollen -, wird sich dieser Trend noch potenzieren. 6000 neue Wohnungen pro Jahr sind nötig, um den steigenden Bedarf zu decken. Das muss der neue Senat schaffen. Ansonsten wird Vielfalt zur Beliebigkeit und werden Hamburgs Innenstadtviertel zu Orten mit viel Geld - aber ohne Seele.