Die Tiefs bringen auch in den nächsten Tagen Schnee. In Hamburg fielen bereits einige Zentimeter. Die ersten Winterfahrzeuge rückten aus.

Hamburg/Berlin. Ergiebiger Schneefall hat in Hamburg zum ersten großen Streueinsatz dieses Winters geführt. In der Nacht von Freitag auf Sonnabend rückten rund 120 Winterdienstfahrzeuge aus, um die Fahrbahnen der Hauptverkehrsstraßen zu sichern, teilte die Stadtreinigung mit. Wenig später wurden auch die Einsatzkräfte für den Streudienst auf Bushaltestellen, Gehwegen und den Zuwegungen zu U- und S-Bahnen alarmiert. Bis 2 Uhr am Sonnabend wurden rund 3.300 Kilometer der Hauptverkehrsstraßen mit Feuchtsalz abgestreut. Weitere rund 600 Einsatzkräfte streuten Zebrastreifen, Kreuzungsbereiche, Bushaltestellen und gefährliche glatte Stellen auf anliegerfreien Gehwegstrecken.

Schwerpunkte der Einsätze waren die Stadtteile südlich der Elbe und der Stadtteil Bergedorf. Die Nebenstraßen wurden nicht gestreut. Wegen der tiefen Temperaturen und der überfrierenden Nässe müssen Autofahrer und Fußgänger in Hamburg nach Angaben der Stadtreinigung jederzeit und überall mit Glatteis rechnen, auch auf gestreuten Strecken. Allerdings meldeten Polizei und Feuerwehr trotz der Schneefälle keine besonderen Vorkommnisse. Es sei alles ruhig, sagte ein Polizeisprecher.

In den Mittelgebirgen hat am Sonnabend nach den ersten Schneefällen die Wintersportsaison begonnen. Die ersten Loipen wurden gespurt, auch nahmen die ersten Lifte ihren Betrieb auf. So konnten Langläufer im Harz beispielsweise rund um Torfhaus, die am höchsten gelegene Siedlung Niedersachsens, die Winterlandschaft genießen, die Ski- und Rodellifte in insgesamt fünf Skigebieten hatten geöffnet, wie die Internetseite schneehoehen.de meldete. Im Harz lagen am Wochenende zwischen 17 und 45 Zentimeter Pulverschnee. In Braunlage waren bereits mehr als zehn Kilometer Piste präpariert. Da auch in den kommenden Tagen mit Minus-Temperaturen und Neuschnee zu rechnen sei, dürften sich die Wintersport-Verhältnisse weiter verbessern.

Wintersportlers Freud' ist Autofahrers Leid: Im Harz bleibt die Bundesstraße 241 zwischen Goslar und Clausthal-Zellerfeld auch während des Wochenendes gesperrt. Die Zahl der Bäume, die unter der Schneelast brechen und auf die Fahrbahn stürzen könnten, sei größer als zunächst angenommen, teilte die Polizei am Sonnabend mit. Den Angaben zufolge müssen rund 200 Fichten abgesägt und aus dem Wald geholt werden. Die Bundesstraße war am Mittwoch für den Verkehr gesperrt worden.

Der erste Schnee in diesem Winter überzog auch Hamburg und Teile von Schleswig-Holstein mit einer weißen Schicht. In der Hansestadt fielen nach Auskunft des Wetterdienstes bis zu drei Zentimeter Schnee, in Schleswig-Holstein blieben an manchen Orten bis zu 10 Zentimeter liegen. „Die großen Schneefälle sind das aber noch nicht“, sagte der Wetterexperte Thomas Globig vom Wetterdienst Meteomedia. Auf den Straßen blieb es größtenteils ruhig. Nur im hohen Norden krachte es. Dabei wurde eine Autofahrerin lebensgefährlich verletzt.

Für Sonnabend hat der Deutsche Wetterdienst folgende Kurzwettervorhersage für Deutschland veröffentlicht: „Heute wechselnd wolkig mit einzelnen Schneeschauern, an der Küste und später auch im Südwesten stark bewölkt und häufiger Schneefall. Höchstwerte zwischen -3 und +2 Grad. Schwachwindig." Nachts gebe es mancherorts strengen Frost, erklärte Meteorologe Bernd Zeuschner. In Schleswig-Holstein sei das Thermometer bereits deutlich unter minus zehn Grad gefallen. „Ein Ende der kalten Witterung ist nicht zu erkennen“, hieß es. Dazu kommen je nach Region Schneefälle bis hinab in die Niederungen.

"Schuld" am frühen Wintereinbruch tragen die Tiefs Hanni und Jenna, die auch in den kommenden Tagen viele Wolken und einiges an Schnee nach Deutschland bringen. In der Nacht zum Montag schneit es vor allem in Küstennähe und an den Alpen. Später fällt auch Schnee im Südosten und im Westen. Die Temperaturen sinken auf minus vier bis minus acht Grad. Am Montag ist es ebenfalls stark bewölkt mit zeitweisem Schneefall. Vor allem im Osten und an den Alpen ist auch mit etwas mehr Schnee zu rechnen. Die Temperaturen liegen zwischen minus vier und plus einem Grad. Auch am Dienstag schneit es wieder – dieses Mal vor allem im Westen und Süden. Die Temperaturen sind wie am Montag.

In der Nacht zum Sonntag soll ein kleines Tief über Frankreich im Südwesten für Schnee vor allem in den Mittelgebirgen sorgen. Tagsüber könnte es dann im Westen leichten Schneefall geben. Zu Wochenbeginn erwarten die Meteorologen bereits das nächste Tief, das vor allem im Südosten Neuschnee bis ins Flachland bringt. „Wie viel das wird, ist noch alles andere als sicher“, betonte Zeuschner. In den Mittelgebirgen könnten es aber bis zu 15 Zentimeter Neuschnee sein. Wegen stärkeren Windes seien auch Schneeverwehungen möglich

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Bereits am Freitagmorgen hatten bis zu zehn Zentimeter Neuschnee und überfrierende Nässe den Verkehr im Norden stark behindert. Die Autofahrer kamen auf den zum Teil spiegelglatten Straßen stellenweise nur im Schritttempo voran. Nach Angaben der Polizei rutschten zahlreiche Autos in Straßengräben oder Vorgärten oder krachten ineinander. Die Beamten mussten landesweit zu drei Dutzend Unfällen ausrücken. Diese endeten jedoch meist glimpflich mit Blechschäden. Probleme gab es vor allem in Kiel, Neumünster, Rendsburg sowie vor allem im Kreis Plön. Auf der B 205 rutschte zwischen Rickling und Neumünster ein Sattelzug in den Graben.

Bei Holm (Kreis Segeberg) erlitt eine 29 Jahre alte Autofahrerin lebensgefährliche Verletzungen. Ihr Kleinwagen mit Sommerreifen kam ins Rutschen und geriet in den Gegenverkehr. Ein 42 Jahre alter Autofahrer prallte daraufhin mit seinem Wagen frontal in die Seite des Kleinautos. Der Pkw der Frau überschlug sich und landete im Graben. Dabei wurde die Fahrerin herausgeschleudert. Die 29-Jährige wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik gebracht. Der Fahrer des entgegenkommenden Wagens und sein Beifahrer erlitten leichte Verletzungen.

An der Ostseeküste hatte es seit Donnerstagabend stellenweise starke Schneefälle gegeben. Alleine in Kiel lagen am frühen Freitagmorgen zehn Zentimeter Schnee. „Das ist völlig ungewöhnlich. Das ist viel zu früh“, sagte ein Sprecher der Polizei. Nach Angaben der Meteorologen soll das winterliche Wetter zunächst anhalten.

Bei Sickte (Landkreis Wolfenbüttel) sind am Freitagmorgen auf vereister Fahrbahn zwei Autos miteinander kollidiert. Die 36 Jahre alte Unfallverursacherin sowie zwei Männer im anderen Wagens wurden dabei schwer verletzt. Nach Polizeiangaben war die Frau in einer Kurve ins Schleudern geraten und blieb mit ihrem Wagen quer zur Fahrbahn stehen. Der Fahrer eines entgegenkommenden Fahrzeugs konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr in das liegengebliebene Auto.

Ersten Ermittlungen zufolge war die 36-Jährige zu schnell auf der glatten Fahrbahn unterwegs und mit Sommerreifen mit einem Profil von nur 0,3 Millimetern ausgerüstet. Die Frau wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Die beiden Männer, die den Sicherheitsgurt nicht angelegt hatten, schlugen mit ihren Köpfen gegen die Windschutzscheibe. Sie kamen mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus. Lebensgefahr besteht laut Polizei nicht. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf 10.000 Euro.

Bereits am Donnerstag war eine 34 Jahre Hamburgerin bei einem Glätteunfall auf der Autobahn 7 bei Bispingen ums Leben gekommen. Die Frau war mit ihrem Auto ins Schleudern geraten, ein nach ihr fahrender Lastwagen prallte frontal in das Auto. Die Frau wurde in dem Wrack eingeklemmt, sie starb noch an der Unfallstelle. Die A7 wurde in Richtung Hannover für etwa zwei Stunden gesperrt.

Am Mittwochabend musste die Brücke zwischen Stralsund und Rügen wegen überfrierender Nässe stundenlang gesperrt werden. Im Harz wurde nach einem Schneebruch am selben Tag die B 241 gesperrt.

Die niedersächsische Straßenbauverwaltung sieht sich gut für den bevorstehenden Winter gerüstet. Die über 100 Streugutlager seien gut gefüllt, teilte das niedersächsische Wirtschaftsministerium mit. In den vergangenen zehn Jahren hat das Land die Kapazitäten auf rund 73.500 Tonnen aufgestockt.

Das Salzlager solle immer bis zu 80 Prozent gefüllt sein, sonst werde nach bestellt, hieß es weiter. Im Ausnahmewinter 2009/2010 kamen etwa 200.000 Tonnen Salz auf Niedersachsens Straßen. Die 1.350 Mitarbeiter der 73 Straßen- und Autobahnmeistereien sollen dafür sorgen, dass die Autofahrer auch bei Schnee und Eis ungefährdet auf Niedersachsens Straßen unterwegs sind. In Niedersachsen müssten rund 1.400 Kilometer Autobahn und 4.700 Kilometer Bundesstraße schnee- und eisfrei gehalten werden, hieß es weiter. Dafür sorgt ein Fahrzeugpark der unter anderem aus 600 Streu- und Räumfahrzeugen, sowie Schneepflügen und Schneefräsen besteht.

Rund 25 Millionen Euro gibt das Land durchschnittlich für den Winterdienst aus. Knapp sechs Millionen Euro sind allein für Streumittel eingeplant. Diese Summe lag im vergangenen Winter mit etwa zwölf Millionen Euro wesentlich höher.

Wer trotz Schnee, Eis und Matsch mit einem Fahrzeug ohne Winterreifen unterwegs ist, muss sich auf Geldbußen gefasst machen. Bei einem Verstoß sind voraussichtlich ab Ende kommender Woche 40 Euro und ein Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg fällig, teilte das Innenministerium in Stuttgart mit. Behindere ein Auto wegen falscher Bereifung den Verkehr, müsse der Fahrer 80 Euro berappen. Der Bundesrat hatte am Freitag die Einführung einer Winterreifen-Pflicht beschlossen.