Über 30 Mal krachte es in Schleswig-Holstein. Dort fielen bis zu zehn Zentimeter Neuschnee. Im Harz freuen sich Wintersportler auf den Start.

Hamburg/Kiel/Hannover. Bis zu zehn Zentimeter Neuschnee und überfrierende Nässe haben am Freitagmorgen den Verkehr im Norden stark behindert. Die Autofahrer kamen auf den zum Teil spiegelglatten Straßen stellenweise nur im Schritttempo voran. Nach Angaben der Polizei rutschten zahlreiche Autos in Straßengräben oder Vorgärten oder krachten ineinander. Die Beamten mussten landesweit zu drei Dutzend Unfällen ausrücken. Diese endeten jedoch meist glimpflich mit Blechschäden. Probleme gab es vor allem in Kiel, Neumünster, Rendsburg sowie vor allem im Kreis Plön. Auf der B 205 rutschte zwischen Rickling und Neumünster ein Sattelzug in den Graben.

Bei Holm (Kreis Segeberg) erlitt eine 29 Jahre alte Autofahrerin lebensgefährliche Verletzungen. Ihr Kleinwagen mit Sommerreifen kam ins Rutschen und geriet in den Gegenverkehr. Ein 42 Jahre alter Autofahrer prallte daraufhin mit seinem Wagen frontal in die Seite des Kleinautos. Der Pkw der Frau überschlug sich und landete im Graben. Dabei wurde die Fahrerin herausgeschleudert. Die 29-Jährige wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik gebracht. Der Fahrer des entgegenkommenden Wagens und sein Beifahrer erlitten leichte Verletzungen.

An der Ostseeküste hatte es seit Donnerstagabend stellenweise starke Schneefälle gegeben. Alleine in Kiel lagen am frühen Freitagmorgen zehn Zentimeter Schnee. „Das ist völlig ungewöhnlich. Das ist viel zu früh“, sagte ein Sprecher der Polizei. Nach Angaben der Meteorologen soll das winterliche Wetter zunächst anhalten.

Bei Sickte (Landkreis Wolfenbüttel) sind am Freitagmorgen auf vereister Fahrbahn zwei Autos miteinander kollidiert. Die 36 Jahre alte Unfallverursacherin sowie zwei Männer im anderen Wagens wurden dabei schwer verletzt. Nach Polizeiangaben war die Frau in einer Kurve ins Schleudern geraten und blieb mit ihrem Wagen quer zur Fahrbahn stehen. Der Fahrer eines entgegenkommenden Fahrzeugs konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr in das liegengebliebene Auto.

Ersten Ermittlungen zufolge war die 36-Jährige zu schnell auf der glatten Fahrbahn unterwegs und mit Sommerreifen mit einem Profil von nur 0,3 Millimetern ausgerüstet. Die Frau wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Die beiden Männer, die den Sicherheitsgurt nicht angelegt hatten, schlugen mit ihren Köpfen gegen die Windschutzscheibe. Sie kamen mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus. Lebensgefahr besteht laut Polizei nicht. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf 10.000 Euro.

Bereits am Donnerstag war eine 34 Jahre Hamburgerin bei einem Glätteunfall auf der Autobahn 7 bei Bispingen ums Leben gekommen. Die Frau war mit ihrem Auto ins Schleudern geraten, ein nach ihr fahrender Lastwagen prallte frontal in das Auto. Die Frau wurde in dem Wrack eingeklemmt, sie starb noch an der Unfallstelle. Die A7 wurde in Richtung Hannover für etwa zwei Stunden gesperrt.

Am Mittwochabend musste die Brücke zwischen Stralsund und Rügen wegen überfrierender Nässe stundenlang gesperrt werden. Im Harz wurde nach einem Schneebruch am selben Tag die B 241 gesperrt.

Der Bundesrat stimmt an diesem Freitag über die geplante Winterreifen-Pflicht ab. Eine Zustimmung der Bundesländer gilt als sicher. In der Verordnung zur Änderung der Straßenverkehrsordnung (StVO) wird festgelegt, dass „bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte“ ein Kraftfahrzeug nur mit Winter- oder Allwetterreifen mit dem M+S-Symbol unterwegs sein darf. Die Regelung gilt auch für Motorräder. Wer mit Sommerreifen erwischt wird, muss künftig 40 statt bisher 20 Euro bezahlen, heißt es in dem Entwurf. Behinderungen im Winterverkehr durch unpassende Reifen werden mit 80 Euro geahndet.

In Niedersachsen ist das Verkehrsministerium auf den Winter vorbereitet. Die mehr als 100 Streusalzlager in Niedersachsen sind gut gefüllt, die rund 600 Winterdienstfahrzeuge einsatzbereit. 1350 Mitarbeiter werden zudem für schneefreie Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen sorgen, teilte das Ministerium in Hannover am Freitag mit. Rund 73.500 Tonnen Streusalz werden bereits gelagert. Zum Vergleich: Im eisigen Winter 2009/2010 brachten die Straßenmeistereien rund 200.000 Tonnen aus. Die aktuellen Bestände in den Lagern reichen aber erstmal aus. Sobald diese unter 80 Prozent sinken, wird neues Salz nachbestellt. Der Winterdienst kostet das Land durchschnittlich rund 25 Millionen Euro, davon entfallen 6 Millionen Euro auf das Streusalz.

Präpariert auf die schönen Seiten des Winters sind auch die vielen Wintersport-Orte im Harz, denen der Novemberschnee einen frühen Saisonbeginn beschert. An diesem Wochenende gehen die ersten Lifte in Betrieb. Einige Loipen wie diejenige in Buntenbock seien schon gespurt, sagt die Sprecherin des Harzer Tourismusverbandes (HTV), Miriam Fuchs. Nicht nur in den Hochlagen, auch am Harzrand liege schon Schnee. Dies sei ungewöhnlich für die Jahreszeit.

Die Nationalparkverwaltung will ab Freitag einen Teil der Loipen in ihrem Bereich spuren. Derzeit reiche der Schnee bereits dafür aus, etwa die Hälfte des 150 Kilometer langen Loipen-Systems zu präparieren, teilte ein Sprecher mit. Er appellierte aber an Skiläufer und Winterwanderer, die gespurten Loipen und die ausgewiesenen Wege nicht zu verlassen, um das Wild nicht aus der Winterruhe aufzuschrecken. Alpiner Skibetrieb werde ab Sonnabend auf Torfhaus möglich sein, sagte Fuchs. Dort werden Ski- und Rodellift in Betrieb genommen.

Am Sonnenberg starten am Wochenende ebenfalls die ersten Anlagen. Auch der Kinderlift am Bocksberg bei Hahnenklee ist geöffnet. Da auch in den kommenden Tagen mit Minus-Temperaturen und Neuschnee zu rechnen sei, dürften sich die Wintersport-Verhältnisse weiter verbessern.