Blohm + Voss liefert einen Neubau ab und stellt außerdem eine Retro-Design-Studie vor. Im City-Sporthafen liegt zudem ein privater Großsegler.
Steinwerder. Heute am frühen Morgen hat bei Blohm + Voss die Motorjacht "Palladium" nach mehrjähriger Bauzeit die Werft verlassen. Dort liegt im Werfthafen noch die "Eclipse" - die weltgrößte Privatjacht soll ebenfalls in den kommenden Tagen ausgeliefert werden. Und im City-Sporthafen hat am Freitag die größte Segeljacht festgemacht, die diesen Besucherhafen am Baumwall jemals angelaufen hat, wie Hafenmeister Robby Rottmann sagt. Noch bis zum 25. September wird die elegante "Pink Gin", eine Baltic 152, dort bleiben.
Am heutigen Sonnabend früh war es wohl das vorerst letzte Mal, dass die "Palladium" sich vor den Landungsbrücken zeigte. Die 96 Meter lange Motorjacht war nach vierjähriger Bau- und Planungszeit im März aus dem Baudock gekommen und hatte mehrere Erprobungsfahrten absolviert. Geplant war sie noch unter dem Projektnamen "Orca", weil die Formen des Schiffs an einen Killerwal erinnern sollen. Tatsächlich gilt das Design in der Branche als außergewöhnlich, weil es sehr runde, organische Linien aufweist. Im Inneren sorgt eine fünf Meter lange Bar für die nötige Geselligkeit. Und zur großen Dinnertafel kann ein sechs Meter langer Tisch im Salon aus dem Boden gefahren werden.
Wer Eigner des mit zwei MTU-Dieselmaschinen ausgerüsteten Schiffs ist, lässt die Werft offen. Wie bei Superjachten üblich, ist sie meist vertraglich zu Stillschweigen über jegliche Details verpflichtet. Das betrifft auch die Kaufsumme, die bei solchen Jachten mittlerweile auf zwei Millionen Euro pro Schiffsmeter geschätzt wird.
Details nennt Blohm + Voss daher auch nicht über die "Eclipse", deren Auslieferung sich bereits mehrfach verzögert hatte. Bekannt ist allerdings, dass sie rund 162,5 Meter lang ist und dem russischen Milliardär Roman Abramowitsch gehört. Noch lässt er an Bord allerlei Kunst wie Skulpturen und Gemälde einbauen, um es richtig hübsch zu haben, heißt es in der Branche - obwohl auch das die Werft nicht bestätigen mag.
Etwas offener präsentiert sich das schweigsame Unternehmen aber, was neue Entwicklungen im Jachtbau angeht. Blohm + Voss ist auf den Bau weltgrößter Jachten spezialisiert und baut solche Edelboote bereits seit mehr als 100 Jahren. Und auf die Erfahrungen griffen die Hamburger Jacht-Ingenieure nun auch für die Studie einer neuen Generation von Superjachten im Retrostil zurück. Die Studie zeigt dazu ein 111 Meter langes Schiff, dessen Rumpfform und die kräftigen Schornsteine an Edeljachten der 1930er-Jahre erinnern. Allerdings: Auf moderne Megajacht-Ausstattung wie Hightech-Maschinen und Hubschrauberlandeplattform wird nicht verzichtet. Ein besonderer Clou ist eine Aussichtsplattform, die über einen eigenen, gläsernen Fahrstuhl erreichbar ist. Rund 14 Passagiere und eine 25-köpfige Crew sollen auf einem solchen Schiff Platz haben.
Etwas kleiner ist die Mannschaft des Seglers "Pink Gin", die im City-Sporthafen liegt. Acht Mitglieder gehören nach Branchenberichten zu der festen Crew der 46 Meter langen Jacht. Die "Pink Gin" macht nach Abendblatt-Informationen in Hamburg einen Zwischenstopp und soll am 25. September mit Ziel Finnland ablegen, wo sie auf ihrer Bauwerft grundüberholt wird. Eigner des Schiffs ist Professor Hans-Georg Näder, 48, Vorstand des Orthopädie-Konzerns Otto Bock. Näder, Enkel des Firmengründers, steht laut Manager Magazin auf Platz 115 der Liste der reichsten Deutschen. Sein Vermögen wird auf mehr als 700 Millionen Euro geschätzt. Genug also, um sich das Segeln mit großer Crew und großem Boot leisten zu können.
Zuletzt war die "Pink Gin" von Südfrankreich aus nach Südamerika gesegelt und schließlich, wie Fachzeitschriften berichten, steckte Kapitän Henry Hawking den Kurs zur WM nach Südafrika ab. Jetzt kam das Schiff vom Mittelmeer nach Hamburg. Ungewöhnlich ist das Beiboot der Jacht: ein Amphibienfahrzeug, mit dem Näder einen ebenso ungewöhnlichen Rekord geschafft hat. Im Juli 2008 überquerte er damit in Rekordzeit (für ein Amphibienfahrzeug) den Ärmelkanal. Der Name des Fahrzeugs wurde passend zur "Pink Gin" gewählt und lautet "Tonic".