Gegner und Befürworter der Schulreform in Hamburg kämpfen in Foren und Netzwerken des Internets um jede Stimme - mit erstaunlichen Mitteln.

Hamburg. Die Schulreformgegner-Initiative "Wir wollen lernen" ist schon 27 Jahre alt. So steht es zumindest im Internet, auf der Seite des sozialen Netzwerks Facebook. Dort steht, die Initiative habe am 1. Januar 1983 Geburstag. Während US-Präsident Barack Obama im sozialen Netzwerk Facebook gerade die Marke von zehn Millionen Fans überschritten hat, scheinen sich die Hamburger Befürworter und Gegner der Schulreform beim Stimmenfang im Netz noch etwas schwer zu tun.

Wer auf Facebook nach dem Stichwort Schulreform sucht, landet sofort auf der Seite der Reform-Befürworter. Und obwohl sich in einer aktuellen Meinungsumfrage von "Welt", "Bild" und Sat.1 Nord 41 Prozent gegen und 38 Prozent für die Primarschule aussprechen, scheinen die Befürworter der Reform bei Facebook klar vorne zu liegen.

Die Gruppe "Pro Schulreform! Gemeinsam Lernen" hat 1309 Fans und damit fast doppelt so viele Unterstützer wie die Initiative "Wir wollen lernen" mit 683 Fans. Hinzu kommt noch die Seite der Reformbefürworter "Die Schulverbesserer" mit 1197 Fans. Beim zweiten Blick fällt aber auf, dass "Wir wollen lernen" noch eine zweite Facebook-Seite hat. Hier kann man zwar kein Fan werden, dafür aber ein Freund der Initiative. Zu 449 "Wir wollen lernen"-Freunden kommen also 683 "Wir wollen lernen"-Fans.

Sowohl Unterstützer als auch Gegner der Schulreform haben auf Facebook auch einige Videos im Angebot. Die Gruppe "Pro Schulreform" hat sich hier etwas besonderes einfallen lassen: Sie verlinkt auf ein Video, in welchem ein Interview mit Walter Scheuerl, dem Sprecher der Reformgegner-Initiative, nachgespielt und von einem "Gebärdendolmetscher" ins Lächerliche gezogen wird. "Habt Ihr jetzt auch noch was gegen Behinderte?" lautet einer der Kommentare. Man wolle nicht die Gebärdensprache "verarschen", sondern "bestimmte Haltungen karikieren" heißt es als Antwort.

Neben dem "Sketch mit Körpereinsatz" findet man bei Youtube unzählige Videos zur Schulreform. In den bewegteren sieht man demonstrierende Schüler und joggende Reformbefürworter, in den statischeren Politiker vor blauen und grünen Wänden. Einen aufwendigeren Film hat die Hamburger Schülerkammer produziert. Sie stellt die Positionen der Gegner und der Befürworter exemplarisch gegenüber. Allerdings wurde auch dieser Film bei Youtube weniger als 500 Mal angeklickt. Mit mehr als 4000 Zuschauern führt der Youtube-Nutzer "Hamburgerhoch" die Hitliste zur Schulreform an. Er hat die Aussagen des Ersten Bürgermeisters zur Schulpolitik vor und nach der Bürgerschaftswahl im Frühjahr 2008 zusammengestellt.