Hirntumore sind nach Leukämie die zweithäufigste Krebsform bei Kindern. Wissenschaftler und Betroffene sprechen im CCH über Therapien.

Hamburg. Hirntumoren sind selten, nach Angaben des Netzwerks erkranken jährlich mindestens 400 Kinder und Jugendliche in Deutschland. Nach der Leukämie sind sie die zweithäufigste Krebsform bei Kindern. Doch weil sie so rar sind, gibt es auch nur wenige Experten, und die sind auf das ganze Land verteilt. Um all diese Kompetenzen zu sammeln, treffen sich am Freitag und Sonnabend im Congress Centrum Hamburg (CCH) Experten und betroffene Familien auf der Tagung des bundesweiten Behandlungsnetzwerks HIT zu Hirntumoren bei Kindern. Dieses vergleichsweise einzigartige Treffen des Behandlungsnetzwerks gibt es in dieser Form alle zwei Jahre. Diesmal sind etwa 450 Menschen angemeldet, darunter 24 Kinder. Neue Therapien und Techniken werden unter die Lupe genommen.

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Weil die Therapien in den vergangenen Jahren immer besser geworden sind, befassen sich die Mediziner zunehmend mit der Erkennung und Vermeidung von Spätfolgen durch Strahlen- oder Chemotherapien. „Schert man alle über einen Kamm, dann werden 60 bis 70 Prozent der Kinder gesund“, sagt Prof. Stefan Rutkowski, Kinderonkologe vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. „Es gibt natürlich Untergruppen, da liegt die Prognose nur bei 20 Prozent Heilungschance, bei anderen bei 80 bis 90 Prozent. Das kommt auch immer darauf an, wie früh solch ein Tumor erkannt wird“, ergänzt Mediziner, der auch Sprecher des HIT-Netzwerks ist.

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Rutkowski zufolge leidet etwa die Hälfte der Kinder nach der erfolgreichen Bekämpfung des Krebses an Spätfolgen. „Die Ursachen sind vielfältig, es können Intelligenzdefizite auftreten, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Verlangsamungen, Seh- und Hörstörungen, aber auch Störungen des Hormonhaushaltes und Unfruchtbarkeit, sowie Zweittumoren. Die Bestrahlung des gesamten Gehirns gilt beispielsweise als Hauptursache für spätere Beeinträchtigungen der geistigen Fähigkeiten.“

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Um einen Überblick zu haben, gebe es daher eine Studie, bei der Kinder nach einer Hirntumor-Behandlung auf ihre geistigen Fähigkeiten gezielt getestet werden, berichtet Rutkowski. Auch gebe es eine Pilot-Studie zu Gedächtnistraining bei betroffenen Kindern und Jugendlichen. Für die Behandlung eines bösartigen Tumors, dem Medulloblastom, wurde zudem eine Therapievariante für Kleinkinder etabliert. Weil die kleinen Patienten besonders empfindlich auf Strahlen reagieren, soll eine neuartige Chemotherapie die Bestrahlung ersetzen. „Es ist viel in Bewegung, zielgerichtete Therapien wie Antikörper oder spezielle Hemmstoffe der Tumorzellen werden vermutlich in der Zukunft zu noch weniger Nebenwirkungen führen, doch bis dahin wird es noch Jahre dauern."

(Mit Material von dpa)