Blockiert ein Antikörper ein Protein auf der Oberfläche von Krebsgeschwüren, schrumpfen die Tumore und weniger Metastasen bilden sich.
Washington. Forscher scheinen im Kampf gegen den Krebs wieder einen Fortschritt erreicht zu haben. Sie haben eine neue Ansatzstelle für die Therapie entdeckt. Blockierten die Wissenschaftler ein bestimmtes Protein auf der Oberfläche von Krebsgeschwüren mit einem Antikörper, schrumpften die Tumore und es bildeten sich weniger Metastasen. Kleinere Tumore wurden sogar vollkommen zerstört. Das zeigen Versuche mit Zellkulturen und Mäusen, denen menschliche Tumorzellen eingepflanzt worden waren. „Das Protein CD47 findet sich bei nahezu allen Tumorformen des Menschen und eignet sich daher gut als Ziel für Krebstherapien“, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“.
Wie die Forscher herausfanden, verhindert das Protein CD47 auf den Tumoren, dass Fresszellen des Immunsystems die Zellen erkennen und zerstören. „CD47 wirkt als Friss-mich-nicht-Signal“, schreiben Stephen Willingham vom Stanford University Medical Center und seine Kollegen.
Blockierten die Forscher das CD47-Protein mit einem Antikörper, fiel der Schutz weg und die Tumorzellen wurden von den Fresszellen erkannt und zerstört. „Die Anti-CD47-Therapie wirkte aber nicht nur gegen primäre Tumore, sondern verhinderte auch die Bildung von Metastasen in den Lymphknoten und der Lunge oder zerstörte bereits vorhandene“, berichten die Wissenschaftler. Das sei besonders wichtig, da Metastasen der Hauptgrund dafür seien, dass herkömmliche Therapien wie Operationen oder Bestrahlung scheiterten.
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Bis die neue Therapiemöglichkeit beim Menschen getestet werden kann, müssten noch einige Untersuchungen durchgeführt werden, betonen die Forscher. Sie sehen jedoch gute Chancen dafür, dass die Behandlung ohne starke Unverträglichkeiten eingesetzt werden könnte.
Bei den Mäusen habe die neue Antikörpertherapie effektiv gegen die Tumore gewirkt, ohne sonderlich giftig zu sein, berichten die Wissenschaftler. Nur eine leichte, vorübergehende Blutarmut sei aufgetreten. Die Tiere hätten dabei zudem Antikörper in Mengen erhalten, die weit über der wahrscheinlich nötigen Minimaldosis lägen.
Eine weitere Befürchtung der Forscher war, dass die Blockade des CD47-Proteins auch normalen Zellen schaden könnte. Denn auch diese tragen dieses Molekül – wenn auch in geringeren Mengen – auf ihrer Oberfläche.
„Die blockierenden Antikörper führten bei gesunden Körperzellen aber nicht dazu, dass diese von den Fresszellen angegriffen wurden“, schreiben Willingham und seine Kollegen. Offenbar gebe es bei den Krebszellen ein zusätzliches Signal, das in Kombination mit dem blockierten CD47-Protein die Fresszellen aktiviere. Dieses scheine bei den gesunden Zellen zu fehlen.
Sollten sich die positiven Ergebnisse bestätigen, sehen die Forscher mehrere konkrete Einsatzmöglichkeiten: Die neue Antikörpertherapie könnte dann beispielsweise nach einer Operation eingesetzt werden, um verbleibende Tumorreste zu zerstören. Auch eine Kombination mit einer der bereits etablierten Antikörpertherapien könnte die Ergebnisse verbessern.