Bei Temperaturen von bis zu minus 14 Grad zieht in den kommenden Tagen der Winter in Hamburg ein. Schneemassen erwarten die Experten nicht.

Hamburg. Dauerfrost, und das mindestens über einen Zeitraum von einer Woche hinweg: Nach dem wärmsten Januar seit 60 Jahren wird es zu Beginn des Februars dank Kältehoch "Cooper" noch einmal richtig kalt im Norden. Bis zum Freitag werde es täglich kälter, berichtete der Deutsche Wetterdienst (DWD). „Von Donnerstag bis Sonnabend sollten kälteempfindliche Menschen eher keine Außentermine planen, denn der bockige Ostwind wird auch tagsüber die gefühlten Temperaturen immer im zweistelligen Minusbereich halten.“

Frank Böttcher vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation stimmt dem zu: "Es ist der Höhepunkt der Tiefsttemperaturen in diesem Winter", sagt der Wetterexperte. "Der Kontrast im Vergleich zum Vormonat ist hoch, aber die Temperaturen sind für diese Jahreszeit normal."

+++ Wärmster Neujahrstag seit 50 Jahren +++

In den kommenden Tagen rechnet der Experte mit Dauerfrost und Tageshöchsttemperaturen von lediglich minus vier Grad. Nachts kann das Thermometer sogar auf bis zu minus 14 Grad fallen. "Diese Kältperiode kann, soweit eine Prognose möglich ist, bis zur Mitte des Februars anhalten." Nach rund neun Wochen westlicher Wetterlage erreich nun ein starkes Hochdruckgebiet aus Nord-Osteuropa Norddeutschland, das für den plötzlichen Kälteeinbruch verantwortlich ist. In der Region um Hamburg herum kann es noch um einiges kälter werden als in der Stadt. "In der Lüneburger Heide kann es beispielsweise bis zu minus 18 Grad kalt werden."

Zum Hintergrund: Wenn kräftige Hochdruckgebiete über Sibirien liegen, kann es in Deutschland einen besonders strengen Winter geben. Im Norden Sibiriens mit dem angrenzenden arktischen Polarmeer fallen die Temperaturen im Winter auf bis zu minus 60 Grad, der Boden ist dauerhaft gefroren. Da die Sonne im Winter in der Polarregion für längere Zeit nicht aufgeht, können sich die kalten Luftmassen nicht erwärmen. Das stabile Hochdruckgebiet sorgt dann dafür, dass sich die Atmosphäre ständig weiter abkühlt und die trockene Luft aus höheren Schichten nach unten sinkt. Die sibirische Festlandluft ist die kälteste Luftmasse, die im Winter nach Europa zieht.

Das sibirische Hochdruckgebiet Cooper bringt noch ein weiteres Phänomen mit sich: Einen ziemlich hohen Luftdruck, der von herkömmlichen Barometern hierzulande vielleicht gar nicht mehr erfasst werden kann. Der DWD geht davon aus, dass zu Wochenanfang ein Wert von über 1060 Hektopascal (hPa) erreicht werden könnte. Der bisher höchste in Deutschland gemessene Wert sei am 21. Januar 1907 in Berlin mit 1058 hPa registriert worden. Die üblichen Geräte können laut DWD bis 1050 hPa anzeigen. Der Druck selbst sei für Menschen nicht direkt zu spüren, wohl aber die Folge davon, erläuterte Meteorologin Paetzold. Wegen der Ausgleichsbewegungen der Luftmassen bleibe es windig. „Das ist bei Kälte eine ganz gemeine Geschichte.“

+++ Experten erwarten Schneeregen und Minusgrade +++

Auch die Hoffnung auf Schnee müssen Winterliebhaber noch nicht aufgeben."Weil die Ostsee mit rund vier Grad noch verhältnismäßig warm ist, kann es zu Verdunstung kommen. Das machst Schnee in der zweiten Wochenhälfte möglich", erklärt Böttcher. Der Experte warnt jedoch davor, das kalte Winterwetter zu überschätzen. "Die Seen und Tümpel sind bislang nur von einer extrem dünnen Eisschicht überzogen, bei Betreten herrscht Lebensgefahr."

Im Osten Deutschlands gibt es derzeit schon Dauerfrost, von Dienstag an werde auch der Westen davon erfasst, so der Deutsche Wetterdienst. Selbst am Niederrhein seien Eistage mit Höchstwerten unter null Grad zu erwarten. Ausgenommen vom Dauerfrost seien wohl nur Küstengebiete und Inseln. „Sibirienhoch Cooper bringt uns die von den Energieunternehmen heiß herbeigesehnten Temperaturen“, teilte der DWD mit Blick auf den bislang milden Winter mit. Besonders bei einer Schneedecke können die Temperaturen richtig in den Keller gehen. „Schnee wirkt wie ein Kälteakku“, sagte die DWD-Meteorologin Dorothea Paetzold. Örtlich sind daher ab der Wochenmitte Werte unter minus 20 Grad nicht ausgeschlossen.

Im Harz sorgte die klirrende Kälte am Wochenende für beste Skibedingungen. Besonders in Braunlage kam es zu einem großen Andrang, wie die Polizei berichtete: „Da stapeln sich fast die Autos übereinander.“ Der Brocken im Harz ist derweil unter einer dicken Schneedecke begraben. Der Wintereinbruch habe die Schneehöhe auf dem 1142 Meter hohen Berg auf 1,75 Meter steigen lassen, sagte Meteorologe Michael Hübel von der dortigen Wetterwarte am Sonntag. In Berlin rettete der Mut eines 17-Jährigen einem 46 Jahre alten angetrunkenen Mann wohl das Leben. Der brach in einem Weiher im Stadtteil Hellersdorf im Eis ein und drohte zu ertrinken, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte ging der Jugendliche aufs Eis und zog ihn ans Ufer.