Bis zu 50 Prozent der Hamburger Grundschüler sollen künftig einen Ganztagesplatz erhalten. Die Vereinbarung erntet harsche Kritik.

Hamburg. In Zukunft sollen bis zu 50 Prozent der Grundschüler in Hamburg ein Angebot für einen Ganztagesplatz erhalten. Durch eine Kooperation von Schulen und Horten könnten rund 10.000 Schüler mehr ganztags betreut werden, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Freitag. Eine entsprechende Vereinbarung mit Vertretern von Trägern der Kinder- und Jugendhilfe wurde vom Senator unterzeichnet. Bislang hatten lediglich rund 30 Prozent der Grundschüler die Chance auf eine Ganztagesbetreuung.

Der Rahmenvertrag wird ab dem Schuljahr 2012/13 in Gänze umgesetzt und hat eine Laufzeit bis Ende 2015. Bislang hätten sich Schule und Hort stark voneinander abgegrenzt, sagte Rabe. Nun soll die Kooperation der beiden Systeme pro Standort mit 25.000 Euro unterstützt werden.

+++Alle Grundschulen werden Ganztagsschulen+++

Erzieher, Sozialpädagogen und Lehrer sollen die Betreuung und die Bildung gemeinsam gestalten. Laut Rabe sollen zudem alle Grundschulen in den kommenden Jahren mit Kantinen ausgestattet werden. Dafür würden zusätzlich bis zu 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Der Essenspreis in den Kantinen soll sich künftig nach dem Einkommen der Eltern richten. Kinder aus sozial schwachen Familien müssten demnach weniger bezahlen, sagte Rabe. Die technische Umsetzung dieses gestaffelten Preissystems bereite derzeit aber noch Schwierigkeiten. Um die Schulen mit Möbeln zur Ganztagsbetreuung auszustatten, sollen weitere 2,5 Millionen Euro pro Jahr investiert werden.

Verein: Vertrag verstößt gegen geltendes Recht

Harsche Kritik an der Kooperation übte der Verein „Wir wollen lernen“. Dessen Sprecher Walter Scheuerl, parteiloser Bürgerschaftsabgeordnete der CDU-Fraktion, nannte den Vertrag formell rechtswidrig. Der Landeselternausschuss sei über die Einzelheiten des Entwurfs des Rahmenvertrages nicht informiert und angehört worden. Damit werde gegen das Kinderbetreuungsgesetz verstoßen, sagte Scheuerl.

+++Ganztägige Betreuung+++

Ein Sprecher der CDU-Fraktion warf Senator Rabe am Freitag unter anderem vor, keine Mindeststandards für die Ganztägige Bildung und Betreuung zu definieren. Der Rahmenvertrag ließe zudem mehr Fragen auf, als er beantworte. Damit werde die Zukunft der Ganztagsbetreuung aufs Spiel gesetzt.

(dapd/abendblatt.de)