Hamburger Union in der Krise. Nun soll Frank Schira die Partei und Carsten Frigge die Behörde führen.
Hamburg. Es war ein politischer Paukenschlag am Abend: Hamburgs Finanzsenator Michael Freytag (CDU) hat seinen Rücktritt zum 17. März erklärt - mitten in seiner Rede auf dem CDU-Parteitag. Die meisten der rund 500 CDU-Mitglieder reagierten mit ungläubigem Staunen. Von seinem Amt als CDU-Landesvorsitzender trat der 51 Jahre alte Banker und Jurist "mit dem Ende dieses Tages" zurück, wie er sagte.
CDU-Bürgerschafts-Fraktionschef Frank Schira übernimmt das Partei-Spitzenamt geschäftsführend. Schira gilt auch als Favorit, wenn Ende Juni der neue Parteichef gewählt wird. Und auch einen Nachfolger für den Posten des Finanzsenators gibt es schon: Wirtschafts-Staatsrat Carsten Frigge (CDU).
"Ich habe die Absicht, in die Wirtschaft zu wechseln", begründete Freytag seinen kompletten Rückzug aus der Politik. "Alles hat seine Zeit. Mit 51 Jahren ist es der richtige Zeitpunkt, eine Zäsur vorzunehmen." Ihm sei es immer wichtig gewesen, von der Politik nicht abhängig zu sein. Nach Abendblatt-Informationen könnte Freytag als Banker zu seinem früheren Arbeitgeber Deutsche Bank wechseln.
Freytag war zuletzt wegen der HSH-Nordbank-Krise und des Rekorddefizits im Landeshaushalt in die Kritik geraten. Er machte deutlich, wie sehr das an ihm genagt hat. "Ich bin zum Teil mit brutaler Kritik an den Pranger genagelt worden", sagte er im Hotel InterConti. Die von ihm geführte Partei war in Umfragen zuletzt auf 31 Prozent eingebrochen.
Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sprach von einem Einschnitt "für mich persönlich und für die Union". Die beiden kennen sich seit 30 Jahren. "Du hast dir manche Gemeinheit anhören müssen", sagte von Beust. Er habe Verständnis für die Entscheidung.
Schira ließ die CDU-Mitglieder in seiner Rede aufhorchen. "Es macht Sinn, die beiden Spitzenämter in Partei und Fraktion in eine Hand zu legen, und das soll es dann auch sein", sagte Schira. Das wurde als klare Absage an eine mögliche Spitzenkandidatur gewertet. Der designierte Finanzsenator Frigge hatte von seinem Glück erst kurz vor 18 Uhr erfahren, als von Beust ihn fragte, ob er das Amt übernehmen wolle. "So eine Frage kann man natürlich nicht mit Nein beantworten", sagte Frigge dem Abendblatt.