Ausgefeilte, schmerzhafte Bestrafungsrituale: Jesuitenpater Wolfgang S. hat erstmals zu den Missbrauchsvorwürfen Stellung genommen.
Hamburg. Der unter Kindesmissbrauchsverdacht stehende Jesuitenpater Wolfgang S. hat in der „ZEIT“ erstmals öffentlich zu den Vorwürfen Stellung genommen. Wolfgang S. sagte der Wochenzeitung: „Das Unrechte meines Tuns war mir immer klar. Entsprechend hatte ich beständig Angst vor einer möglichen Entdeckung.“ Zu der Art und Weise, auf die er die Kinder malträtiert hat, bemerkte S.: „Ich habe Kinder und Jugendliche aus meinem Tätigkeitsumkreis geschlagen, und zwar auf das bekleidete oder nackte Hinterteil, von ein paar wenig schmerzhaften Klapsen, sozusagen im Vorübergehen (vor allem bei Kindern), bis hin zu ausgefeilten, sehr schmerzhaften und traumatischen Bestrafungsritualen (ausschließlich bei Heranwachsenden und Jugendlichen bis hin zu Abiturienten). Auf diese Art von brutalen Misshandlungen Abhängiger beziehe ich mich, wenn ich von Missbrauch und Quälen spreche. In den meisten Fällen erfolgten die Schläge mit der Hand, doch habe ich gelegentlich auch Riemen und andere Hilfsmittel benutzt.“
Der Geistliche selbst glaubt, dass er krank war: „Ich litt an einer später diagnostizierten narzisstischen Persönlichkeitsstörung, eine psychische Erkrankung war eindeutig vorhanden. Bewusst wurde mir diese Tatsache erst nach und nach, sodass ich begann, Hilfe zu suchen. Dabei hat sich der Orden in beispielhafter Weise für mich engagiert.“
Wolfgang S. sieht die Schuld aber nicht bloß bei sich selbst: „Gleichzeitig haben die Ordensverantwortlichen jedoch versäumt, mich parallel zur anlaufenden Therapie aus jedem pädagogischen Kontext zu verbannen. Das erklärt das 'immer weitermachen'. Von traumatischen Langzeitfolgen, die offensichtlich einige meiner Opfer davongetragen haben, habe ich persönlich keine Kenntnis.“ Wolfgang S. lebt heute in Chile.