Dass kleine Jungen auf ihn sexuell anziehend wirken, merkte Tony C. (24) aus Trappenkamp schon als Jugendlicher. Im Jahr 2007 stand er erstmals wegen sexuellen Missbrauchs vor dem Jugendrichter.
Kreis Segeberg. Damals hatte er einen zehnjährigen Jungen beim gemeinsamen Duschen an den Geschlechtsteilen berührt.
Nun sitzt Tony C. erneut vor Jugendrichter Wolfgang Niehaus vom Amtsgericht in Bad Segeberg. Wieder geht es um sexuellen Missbrauch: Laut Anklage sprach der Angeklagte auf dem Jahrmarkt in Trappenkamp den elfjährigen F. an und lud ihn zu einer Karussellfahrt ein, während der er das Kind umarmte und ihm zwischen die Beine fasste. Zum Glück für den Jungen hatte der Angeklagte schon vor dem Prozess den Vorwurf eingeräumt, sodass dem Opfer eine Aussage vor Gericht erspart blieb.
Die Verhandlung verläuft fast wie ein klärendes Gespräch: Tony C. berichtet, dass er sich seit über zwei Jahren in Therapie befindet, erst nach dem letzten Missbrauchsfall nimmt er triebdämpfende Medikamente, die ihm nach seinem Eindruck auch helfen. In einem Telefonat mit dem Richter hatte der behandelnde Arzt erklärt, Pädophilie sei nicht heilbar, man könne nur versuchen, den Trieb zu kontrollieren.
Der Angeklagte, der mit seinen blondgesträhnten Haaren einen gepflegten, eigentlich sympathischen Eindruck macht, kämpft einerseits gegen seine Neigungen an, andererseits sucht er immer wieder bewusst Plätze auf, an denen sich Kinder aufhalten, wie tagsüber auf dem Jahrmarkt.
Trotz seines inzwischen fortgeschrittenen Alters wohnt Tony C. noch in einer Betreuungseinrichtung für Jugendliche, seine Betreuerin wird vom Richter befragt. Nach ihrem Eindruck erkennt der Angeklagte nicht das Unrecht seiner Taten, er meint, er sei nett zu den Jugendlichen. Bei der Polizei sprach Tony C. von Fantasien, die er über Kinder im Kopf habe, die noch viel weiter gingen als das, was er getan habe. "Wollen Sie mit denen ins Bett?", fragt der Richter, "dann würden wir hier in ganz anderem Ton miteinander sprechen." Der Angeklagte gibt zu, dass er von Beischlaf mit den Kindern träume, er halte sich aber zurück.
Während Tony C. beim letzten Treffen mit dem Richter mit einer milden Strafe nach Jugendrecht davonkam, trifft ihn nun die volle Härte des Erwachsenenstrafrechts, und das sieht für ein solches Delikt als Mindeststrafe sechs Monate Freiheitsstrafe vor.
Richter Wolfgang Niehaus bleibt in seinem Urteil am untersten Rand der möglichen Bestrafung: Sechs Monate Freiheitsstrafe mit Bewährung erhält Tony C. sowie die Auflage, seine Therapie fortzusetzen und sich von Plätzen wie Spielplätzen, Jahrmärkten und anderen Orten, an denen sich Kinder aufhalten, fernzuhalten.