Die Ausbildungszahlen in Hamburg sind nach dem Rekordjahr 2008 deutlich zurückgegangen. Dieses Ausmaß hat niemand erwartet.
Hamburg. Dass die Ausbildungszahlen in Hamburg nach dem Rekordjahr 2008 zurückgehen werden, war allen Beteiligten klar. Das tatsächliche Ausmaß hat niemand erwartet. "Mit einem so spürbaren Rückgang der Ausbildungszahlen haben wir nicht gerechnet", sagte der Präsident der Handwerkskammer, Josef Katzer am Freitag. Allein sein Haus verzeichnete ein Minus von 12,7 Prozent.
Insgesamt haben in Hamburg in diesem Jahr 9,3 Prozent weniger junge Menschen einen Lehrvertrag mit Unternehmen der Handwerks- oder Handelskammer abgeschlossen als 2008. Die Kammern zählten bis Ende November 11 732 Verträge. Es seien zwar ausreichend Ausbildungsplätze angeboten worden, viele hätten aber nicht mit geeigneten Bewerbern besetzt werden können, teilten die Kammern, Bundesagentur für Arbeit und Schulbehörde am Freitag in Hamburg mit. Eines machte Katzer aber deutlich: "Die Wirtschaftskrise ist dafür nicht verantwortlich." Nach Aussagen von Hamburgs Arbeitsagentur-Chef Rolf Steil ist dies zum Teil bereits eine Folge des demografischen Wandels. Es gibt immer weniger qualifizierte Bewerber aus dem Hamburger Umland. Auch die geringere Bewerberzahl aus den neuen Bundesländern sei deutlich spürbar. Hamburger Bewerber könnten diese Zahlen nicht ausgleichen.
Und die Situation wird nach Auffassung von Steil künftig noch brisanter. "Die Demografie wird weiter wirken", sagte er. Die Unternehmen der Hansestadt werden seiner Überzeugung nach nicht umhinkommen, sich mit den Hamburger Schulabgängern einzulassen. Deshalb komme der Qualifizierung eine besondere Bedeutung zu. Katzer forderte eine bessere Unterrichtsqualität. "Wir brauchen daher den Erfolg der Stadtteilschule."
Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) wies auf das Sonderprogramm Ausbildung hin, das der Senat mit 500 zusätzlichen, öffentlich geförderten Ausbildungsplätzen auf den Weg gebracht hat. Das allein reiche aber nicht, so Goetsch. Dringend müsse eine Lösung gefunden werden für die Gruppe männlicher Jugendlicher, die die Hauptschule ohne Abschluss verlasse. Nach Angaben der Arbeitsagentur liegt die Quote bei männlichen türkischen Jugendlichen doppelt so hoch wie bei anderen männlichen Jugendlichen. "Diese Quote ist nicht hinnehmbar", betonen Goetsch und Steil.
Handelskammer-Präses Frank Horch warnte vor dem Fachkräftemangel, der die Konjunktur und damit den Weg aus der Krise bremsen könne. Er nannte es trotz sinkender Zahlen einen Erfolg, dass jedem ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen ein Angebot für einen Ausbildungsplatz oder eine Erstqualifizierung gemacht werden konnte.