„Mit einem so spürbaren Rückgang der Ausbildungszahlen haben wir nicht gerechnet“, so Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer.
Hamburg. In Hamburg haben in diesem Jahr 9,3 Prozent weniger junge Menschen einen Lehrvertrag mit Unternehmen der Handwerks- oder Handelskammer abgeschlossen als 2008. Die Kammern zählten bis Ende November insgesamt 11.732 Verträge. Es seien zwar ausreichend Ausbildungsplätze angeboten worden, viele hätten aber nicht mit geeigneten Bewerbern besetzt werden können, gaben die Kammern, die Bundesagentur für Arbeit und die Schulbehörde bekannt. „Mit einem so spürbaren Rückgang der Ausbildungszahlen haben wir nicht gerechnet“, sagte der Präsident der Handwerkskammer, Josef Katzer, der für sein Haus sogar ein Minus von 12,7 Prozent verzeichnete. „Die Wirtschaftskrise ist dafür allerdings nicht verantwortlich“, betonte er.
Ein wichtiger Grund sei die zurückgehende Zahl qualifizierter Bewerber aus dem Umland, die durch Hamburger Bewerber augenscheinlich nicht ersetzt werden können, sagte Katzer. Das bestätigte auch der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Rolf Steil. „Die Demografie wird weiter wirken.“ Besonders aus den neuen Bundesländern könne Hamburg nicht mehr mit vielen Bewerbern rechnen. Die Unternehmen der Hansestadt werden seiner Überzeugung nach nicht umhinkommen, sich mit den Hamburger Schulabgängern einzulassen. Deshalb komme der Qualifizierung eine besondere Bedeutung zu.
Katzer forderte eine bessere Unterrichtsqualität. „Wir brauchen daher den Erfolg der Stadtteilschule.“ Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) betonte, dass man nicht allein auf die positiven Auswirkungen der Schulreform mit der Primarschule warten könne. Deswegen habe der Senat Initiativen wie das Sonderprogramm Ausbildung auf den Weg gebracht.
Der Präses der Handelskammer Hamburg, Frank Horch, wies auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten vieler Unternehmen hin. Daher sei es ein großer Erfolg, dass jedem ausbildungswilligen und ausbildungsfähigem Jugendlichen ein Angebot für einen Ausbildungsplatz oder eine Erstqualifizierung gemacht werden konnte.
In einigen Branchen wie dem Einzelhandel oder der Immobilienwirtschaft sei die Zahl der Plätze sogar gestiegen. Besonders schlecht sehe es dagegen im Groß- und Außenhandel, im Güterverkehr und der Schifffahrt aus. Horch warnte vor einem möglichen Fachkräftemangel in den kommenden Jahren, der die Konjunktur und damit den Weg aus der Krise bremsen könne. Steil appellierte an die Betriebe, sie sollten trotz schwieriger Wirtschaftslage ihre Bemühungen in der Ausbildung nicht vermindern.