Von 2005 auf 2009 ist das Mietniveau einer Studie des Unternehmens F+B GmbH zufolge allein auf St. Pauli um fast 28 Prozent gestiegen.
Hamburg. Wer heute eine schöne Altbauwohnung beispielsweise auf St. Pauli mieten möchte, hätte das besser vor vier Jahren machen sollen: Von 2005 auf 2009 ist das Mietniveau nach einer Studie des Hamburger Markforschungsunternehmens F+B GmbH um nahezu 28 Prozent gestiegen. Hinter dieser Zahl steckt ein Phänomen, das sich in vielen Hamburger Stadtteilen zeigt - allerdings nirgendwo so drastisch wie in dem sogenannten Rotlichtbezirk, der längst zu einem Szenequartier geworden ist.
Hamburg steckt gewissermaßen in einer Art Klammer aus zwei Entwicklungen, die sich gerade auf dem Mietmarkt immer extremer auswirken. Zum einen wächst Hamburg im Unterschied zu vielen anderen Regionen der Republik: In den vergangenen zehn Jahren ist die Stadt um gut 70.000 Einwohner gewachsen, vor allem junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren sind in die Stadt gezogen. Auf der anderen Seite ist die Zahl der neu gebauten Wohnungen drastisch gesunken. Noch Ende der 1990er-Jahre wurden in Hamburg pro Jahr etwa 6000 Wohnungen gebaut, derzeit liegt die Rate bei knapp 3500. Das reicht kaum, um den natürlichen Verlust von Altbausubstanz auszugleichen - geschweige denn, um Druck vom Wohnungsmarkt zu nehmen.
Allerdings ist der Druck nicht in allen Stadtteilen gleich. Gerade in Altbauquartieren ist viel geschehen, das Wohnen dort durch Sanierung und Imagewandel immer begehrter geworden - während die Mieten beispielsweise in Osdorf sogar sinken. F+B-Geschäftsführer Bernd Leutner spricht daher von einem "Szeneeffekt". Ein Effekt, der nach Beobachtung von Stadtforschern bald auf andere Stadtteile übergreifen könnte: Barmbek-Nord, Hamm, Wilhelmsburg werden dabei genannt. Allerdings sind Politik und Verwaltung inzwischen wach geworden. Mit einer "sozialen Erhaltungsverordnung" etwa will der Bezirk Mitte auf St. Pauli und in St. Georg gegensteuern. Die Umwandlung in Eigentum oder eine Luxussanierung von Wohnungen kann so begrenzt werden. Ein Instrument, mit dem der Bezirk im sogenannten Portugiesenviertel in der Neustadt bereits gute Erfahrung gemacht hat. (at)